Wundervoller Oratorienabend in der St. Peter-Kirche
Die Kirche hatte sich gefüllt. Chor, Orchester und Solisten hatten ihre Plätze eingenommen, die Instrumente waren gestimmt. Gespannte Stille war eingetreten, als Kirchenmusikdirektor Christoph Jensen an sein Dirigentenpult trat.
„Zu jener Zeit ward Jesus im Stall geboren, ... .“ So beginnt mit einem schlicht gehaltenen Accompagnato-Rezitativ des Erzählers das Oratorium „L’Enfance du Christ“ von Hektor Berlioz. Bedeutende Ereignisse aus der Kindheit Christi werden beginnend mit dem Traum des Herodes, dann der Flucht nach Ägypten und schließlich der Ankunft in Sais vorgetragen. Man fühlt sich mit dem Erzähler und mit der Musik in die Zeit um Christi Geburt versetzt, hört die Soldaten, erlebt Herodes auch in seiner Schwachheit, lauscht dem Chor der Wahrsager und der Engel, verabschiedet mit den Hirten die Heilige Familie und geht mit ihr auf die Flucht, bis sie in Sais bei einem Ismaeliten Unterkunft und Arbeit findet.
Es war das wundervolle Zusammenspiel aller, die dieses Oratorium zu einem Erlebnis werden ließen. Das waren Kantorei und Orchester St. Peter sowie die Solisten Stephan Zelck (Tenor) als Erzähler, Yorck Felix Speer (Bass) als König Herodes und als Hausvater der Ismaeliten, Claudia Bertz (Sopran) als Maria und Johannes Wilhelmi (Bariton) als Joseph unter der dezenten, sich selbst zurücknehmenden Stabführung von Christoph Jensen. Dazu trugen wesentlich auch die melodiöse klar akzentuierte Stimme von Stephan Zelck und immer wieder die einzelnen bestimmten Instrumentalisten vorbehaltenen Musikstücke, insbesondere aber das Trio für zwei Flöten und Gitarre, bei.
Hector Berlioz (1803 – 1869), das Genie der französischen Romantik, der auch das Libretto verfasste, schuf sein von ihm als „Trilogie sacree“ bezeichnetes Oratorium in den Jahren 1850 bis 1854. Ausgangspunkt war dabei ein Orgelstück gewesen, das er mit Text für einen Hirtenchor umschrieb. Entstanden ist dann ein Werk der Kontraste: Dramatische Passagen wie die Szene im Palast des Herodes wechseln ab mit lyrischen Abschnitten, die Idylle einer jungen Familie trifft auf Gewaltherrschaft, Flucht und Vertreibung.
Das Werk endet in einem Epilog von Erzähler und Chor mit dem Lied „Meine Seele, was bleibet dir von deiner Stärke“ und schließt mit einem immer leiser werdenden „Amen“.- Andächtig verharrte zunächst das Publikum, ehe es verhalten beginnend mit herzlichem und lang anhaltendem Applaus für dieses wundervolle Oratorium dankte.
HJR, 29. Dez. 2011