Jubelnd und prachtvoll – ein Konzertereignis!
22. Juni 2014, hjr

Es war ein großes Sommer-Konzertereignis des Vereins zur Pflege und Förderung der Kirchenmusik St. Peter-Ording. Die junge Pianistin Elisabeth Streichert und das „concerto classico“ in großer Besetzung beeindruckten und begeisterten unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Christoph Jensen mit einer außergewöhnlichen Aufführung des Konzertes für Klavier und Orchester d-moll, KV 466, von Wolfgang Amadeus Mozart und der Symphonie Nr. 3 in Es-Dur, op. 55, der „Eroica“ von Ludwig van Beethoven, nachhaltig. In keinem großen Musiksaal hätte dieses Konzert vom Publikum intensiver und unmittelbarer erlebt werden können als in der kleinen St. Peter-Kirche im Dorf bei dieser räumlichen Nähe zu Solistin, Orchester und Dirigent.

Manch Zuhörer wird sich im Nachhinein gefragt haben, ob er das schon einmal so erlebt habe. Beide Kompositionen waren sicher den meisten bekannt, man hat sie vielleicht sogar wie an diesem Abend nacheinander gehört.- Es war aber einfach viel mehr, was dieses Sinfoniekonzert nachklingen lässt. Da war die virtuose Solistin, die mit ihrer gesamten Persönlichkeit Mozarts Musik zum Klingen brachte. Nachdenklich, hingebungsvoll, romantisch, energiegeladen faszinierte sie mit ihrem Spiel. In den Kadenzen des ersten und dritten Satzes war das besonders spürbar. Kaum bemerkbar war der seltene Blickkontakt mit Christoph Jensen. Der wiederum und das Orchester waren mit ihrer Solistin eins. Auch hier spürte man die volle Bereitschaft, das eigene musikalische Können exzellent einzubringen und die Aufführung des Klavierkonzertes höchst vollendet zu gestalten und zu einem jubelnden Ende in D-Dur zu führen.- Lang anhaltender, begeisterter Beifall! Keineswegs laut, aber umso herzlicher! Bezaubernd das Lächeln der Solistin, mit dem sie sich beim Publikum bedankte!

Der Anspruch an die Darbietung der „Eroica“ von Beethoven war nun groß. Doch wie enthusiasmiert spielte das Orchester. Es war größtmöglicher Einsatz eines jeden Musikers. Befreit schienen sie alle und ihr Dirigent zu sein, so dass die volle Entfaltung des Orchesters bei der unübersehbaren Gestik von Christoph Jensen einfach geschah. Wer dabei dessen linke Hand genau beobachtete, konnte sehen, was musikalisch zu erwarten war. „Gewaltig“ ist Beethoven schon. Allein der Auftakt im ersten Satz ist schon ein Schöpfungsakt. Nach dem „Marcia funebre“ (Trauermarsch) und dem Scherzo kommt es dann schließlich im Finale im angehängten, ausklingenden Teil der Komposition zum schnellen Presto. Prachtvoll wird die „Eroica“ da in der heroischen Tonart Es-Dur beendet.

Ganz still war es. Welch eine Klangfülle hatte man gerade eben erleben können! Beifall – lang anhaltend und bewegend! Was für ein Konzert in der St. Peter-Kirche! Enthusiastisch, temperamentvoll, faszinierend! - Es dauerte, ehe sich die Kirche geleert hatte.

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Wenn Sie es genauer wissen wollen - Text von Christoph Jensen

Am Sonntag, den 22. Juni, findet in der ev. St. Peter-Kirche in St. Peter-Ording (am Marktplatz) ein Sinfoniekonzert mit Werken von W. A. Mozart und L. van Beethoven statt. Auf dem Programm steht das bekannte Klavierkonzert d-moll KV 466 von W. A. Mozart und die Sinfonie Nr. 3 Es-Dur (Eroica) von Ludwig van Beethoven. Ausführende sind Elisabeth Streichert (Klavier) und das Orchester concerto classico.

Die aus St. Peter-Ording stammende Pianistin Elisabeth Streichert erhielt ihren ersten Klavierunterricht an der Kreismusikschule Nordfriesland bei Peter Froundjian. Von 2007-2011 studierte sie Klavier an der Musikhochschule Lübeck in der Klasse von Prof. Konstanze Eickhorst und von 2011-2013 an der Royal Academy of Music in der Klasse von Ian Fountain. 2013 schloss sie ihr Master-Studium mit Auszeichnung ab und erhielt den Andrew S. Sykes Award. Außerdem absolvierte sie Meisterkurse bei Angela Hewitt, Prof. Karl-Heinz Kämmerling, Truls Mørk, Prof. Adrian Oetiker und Colin Carr. Elisabeth Streichert konzertiert in Deutschland und in Europa. Als Solistin bei Klavierkonzerten von Mozart, Mendelssohn und Chopin hat sie mit mehreren Orchestern zusammengearbeitet. Im Jahr 2010 war sie Orchester-Pianistin beim Schleswig-Holstein Musik Festival Orchester unter der Leitung von Christoph Eschenbach. Als aktive Kammermusikerin ist Elisabeth Streichert Mitglied des Isold Duo (Cello und Klavier) mit der isländischen Cellistin Guðný Jónasdóttir. Das Duo debütierte im November 2012 in der berühmten Londoner Wigmore Hall. Ebenso musiziert sie seit Jahren erfogreich mit dem Londoner Pythagoras Ensemble.

Das Orchester „concerto classico“ besteht aus professionellen Musikern aus Schleswig Holstein und Hamburg sowie Studierenden aus Lübeck und Frankfurt und kommt projektweise zusammen. Auf dem Programm standen bisher neben der einschlägigen Oratorienliteratur Sinfonien von Mozart, Haydn, Beethoven (2. und 8 Symphonie), Schubert und Mendelssohn,die Violinkonzerte von Mozart, Beethoven und Tschaikowsky, das 1. Klavierkonzert von Mendelssohn, Orgelkonzerte von Poulenc und Rheinberger und vieles andere mehr.

Die Leitung hat Kirchenmusikdirektor Christoph Jensen.


Weitere Informationen zum Konzert

W. A. Mozart vollendete das Klavierkonzert in d-moll im Februar 1785. Einen Tag nach der Fertigstellung wurde das Klavierkonzert im Wiener Casino „Zur Mehlgrube“ uraufgeführt, wobei Mozart selbst den Solopart übernahm. Mit diesem Konzert, es ist sein erstes in moll, stößt Mozart in neue Dimensionen vor. Er entwickelt das als gesellschaftliche Unterhaltungskunst eher klein besetzte und in seiner Abfolge von Tutti und Solo schematisch erstarrte Klavierkonzert hin zu einer symphonischen Form, in der es zur einem wirklichen Dialog zwischen Solist und Orchester kommt. Das Kavierkonzert d-moll gehört zu den wenigen Werken, die auch nach Mozarts Tod immer lebendig geblieben sind. Vor allem Beethoven hat das Werk besonders geschätzt und für den 1. und 3. Satz Kadenzen geschrieben.

Ludwig van Beethoven komponierte seine 3. Sinfonie in den Jahren 1802 – 1803. Die Uraufführung fand am 9. Juni 1804 in privatem Rahmen im Wiener Palais des Fürsten Lobkowitz statt, der für einige Monate das alleinige Aufführungsrecht erworben hatte. Weitere Aufführungen folgten am 20. Januar 1805 im Haus des Bankiers Joseph Würth sowie am 23. Januar 1805 erneut im Palais Lobkowitz.
Die erste öffentliche Aufführung fand am Palmsonntag, den 7. April 1805, im Theater an der Wien unter Beethovens eigener Leitung statt. Die Erstausgabe trägt den Titel „Sinfonia eroica, composta per festeggiare il sovvenire di un grand’uomo“ (Heroische Sinfonie, komponiert, um die Erinnerung an einen großen Mann zu feiern). Aufgrund seiner damaligen Begeisterung für Napoleon plante Beethoven ursprünglich, der Symphonie den Titel  Bonaparte zu geben. Beethoven plante 1804, von Wien nach Paris zu übersiedeln, deshalb wollte er die Sinfonie Napoleon wohlmöglich sogar persönlich präsentieren. Aus Enttäuschung darüber, dass dieser sich am 2. Dezember 1804 selbst zum Kaiser krönte, nahm er die Widmung jedoch zurück. Ferdinand Ries schrieb 1838 in seinen Erinnerungen:
„Bei dieser Symphonie hatte Beethoven sich Buonaparte gedacht, aber diesen, als er noch erster Consul war. Beethoven schätzte ihn damals außerordentlich hoch, und verglich ihn den größten römischen Consuln. Sowohl ich, als Mehrere seiner näheren Freunde haben diese Symphonie schon in Partitur abgeschrieben, auf seinem Tische liegen gesehen, wo ganz oben auf dem Titelblatte das Wort „Buonaparte“, und ganz unten „Luigi van Beethoven“ stand, aber kein Wort mehr. Ob und womit die Lücke hat ausgefüllt werden sollen, weiß ich nicht. Ich war der erste, der ihm die Nachricht brachte, Buonaparte habe sich zum Kaiser erklärt, worauf er in Wuth gerieth und ausrief: „Ist der auch nichts anderes, wie ein gewöhnlicher Mensch! Nun wird er auch alle Menschenrechte mit Füßen treten, nur seinem Ehrgeize fröhnen; er wird sich nun höher, wie alle Anderen stellen, ein Tyrann werden!“ Beethoven ging an den Tisch, faßte das Titelblatt oben an, riß es ganz durch und warf es auf die Erde. Die erste Seite wurde neu geschrieben und nun erst erhielt die Symphonie den Titel: Sinfonia eroica. (Christoph Jensen)