Die 4. Westküsten Kammermusiktage.
Georg Panskus (GPan)

Schon der Name suggeriert etwas Bedeutendes: Die Westküsten Kammermusiktage. In St. Peter-Ording finden sie statt.

In unserem großen Kurort genießen zurzeit viele Tausend Gäste Klima, Strand und Meer. Die vierten Kammermusiktage standen unter dem besonderen Bezug zu Klima- und Umweltschutzprojekten.

„Wohl kaum eine Gegend eignet sich besser, das Verhältnis zwischen Mensch, Natur und Kultur zu zeigen, als Eiderstedt: Seit jeher prägt der Kampf gegen die Sturmfluten die Halbinsel.“, so die Veranstalter.

Das heißt auch, die Entwicklung St. Peter-Ordings und Eiderstedt so zu gestalten, dass sich auch zukünftig Gäste und Einwohner wohlfühlen, Tourismus und Profitgier nicht ausufern und das Verhältnis zwischen Mensch, Natur und Kultur nicht gestört wird. (Autor)

Die Initiatoren haben recht: Musiker spielen vor dem Hintergrund der Deiche, in alten Kirchen auf hohen Warften, in Sichtweite der Nordsee. Die Zuhörer genießen die exzellent dargebotene Musik und spenden für nachhaltigen Schutz unserer Erde.

Die Idee, Kammermusik mit Vortrag und Wanderungen zum Westerhever Leuchtturm und durch die Dünen St. Peter-Ordings zu verbinden, ist entwicklungsfähig.

Für zwei Benefizkonzerte zugunsten des Weltnaturerbes Wattenmeer kamen Musiker der Berliner Staatskapelle nach Eiderstedt. Sonst unter Leitung Daniel Barenboims an der Lindenoper tätig, trafen sie sich am 14./15. Juni 2014 für die Westküsten Kammermusiktage.

Initiiert und organisiert hatte das Ganze wieder Wolfgang Hinzpeter von der Staatsoper Berlin, der in St. Peter zweitweise aufgewachsen ist und sich immer wieder gerne hier - auch länger - aufhält.

Am Samstagvormittag spielte das Berliner Bläsertrio in der Westerhever Kirche St. Stephanus. Anschließend fand eine Wanderung zum Leuchtturm statt.

Zum Trio gehören Fabian Schäfer, Solo-Oboist, Tibor Reman, Solo-Klarinettist und Holger Straube, Solo-Fagottist der Berliner Staatsoper.

Der kleine Kirchenraum auf der hohen Warft eignet sich vorzüglich für eine kleine Besetzung. Die Akustik ist ausgesprochen gut. Das bedeutet aber auch, dass jeder noch so geringe Fehler hörbar ist. Doch bei diesen drei Meistern ihrer Instrumente war das nicht zu befürchten.

Wunderbar aufeinander abgestimmt brachten sie zu Beginn und am Ende ihres Konzertes je ein Divertimento von Wolfgang Amadeus Mozart, Nr.1 B-Dur KV 439b und Nr.2 B-Dur, KV 439b zu Gehör. Wirkte das erste Divertimento melodiös und leicht dahinfließend, so schuf die "Serenata monellasca" von Trygve Madsen (*1940) ganz andere Bilder im Kopf. Man konnte sich vorstellen, an einem norwegischen Fjord zu sitzen. Getragene, melancholische Stimmung wechselte sich mit schnellen, übermütig wirkenden Tonfolgen ab. Alle drei Musiker wurden als Solisten im Stück gefordert und konnten ihre Meisterschaft unter Beweis stellen.
Victor Bruhns (1904-1996), Fagottist der Staatskapelle, komponierte 1971 das Trio op.49, drei moderne Sätze mit ähnlicher Klangfarbe wie bei Madsen und manchmal an leichte Klänge russischer Tanzmusik erinnernd.
Die sechs kurzen Sätze des Divertissements für Trio d'anches von Erwin Schulhoff (1894-1942) konnten gute Laune zaubern. Mal hell, freundlich, schnell, schon fast jazzartig, dann wieder erzählend, tänzerisch mit bayrischen Melodien und auch japanisch anmutende Klangfolgen.
Nach dem zweiten Divertimento von Mozart applaudierten die Zuhörer derart begeistert, dass das Trio "ganz überraschend" noch eine Zugabe spielte. Ein wunderbares Konzert!

Sieh auch: Kammermusik und Klimaschutz, Teil 2