„Traum von Eiderstedt“
18. April 2014, hjr

Nein, nicht gemeint ist das feine Joghurt-Produkt der Osterhusumer Meierei in Witzwort, aber auch das fand seine Gourmets am Eröffnungstag. Es geht um die gleichnamige Ausstellung von Raimund Behrend und Sibille Rehder im Alten Rathaus in Garding. Eröffnet worden ist sie bereits am 06. April in Anwesenheit von 120 (!) Gästen.- (Ob die nun allein wegen der Ausstellung gekommen waren, sei dahin gestellt, denn „JugWater“ spielte, zum Teil bei einigen Songs auch unterstützt vom Gospelchor „Ton in Ton“ aus Viöl, und - das sei hier verraten - Raimund Behrend, selbst Mitglied der Band, war 80 (!) Jahre alt geworden.) - Karen Seggelke, Vorsitzende des Fördervereins für Kunst und Kultur Eiderstedt, sprach anlässlich der Vernissage. Sie und viele andere würdigten den Jubilar.

In der Ausstellung aber geht es um Malerei von Raimund Behrend und Fotografie von Sibille Rehder. Das künstlerische Tun beider ist eng mit Eiderstedt verbunden. Seit über 40 Jahren ist er hier zuhause in Oldenswort. Sie hat seit ihrer Kindheit eine feste Beziehung zu dieser Landschaft entwickelt und wohnt seit 1989 in der Deichkate am Norderdeich in Ording. Eiderstedt ist für beide Wirklichkeit geworden und dennoch wohl auch ein Traum geblieben. Wer könnte sonst solche Bilder malen? Wer könnte sonst wie sie im Kleinen das Große erahnen? Traum und Wirklichkeit gehen in den Bildern bzw. in den Fotografien der beiden Künstler eine faszinierende Verbindung ein.

Sibille Rehders fotografische Wahrnehmung schafft „gemalte Bilder“, erinnert an Bleistiftzeichnungen. Sie sieht im Ganzen wunderbar manches Detail, lenkt unsere Blicke und lehrt uns sehen. Andererseits macht sie Verborgenes sichtbar, was tatsächlich gar nicht existiert. Es ist kein „Hummer“, es sind Strukturen, aber sie werden für uns zum „Hummer auf dem Meeresgrunde“. Oder: Es ist eigentlich nur ein Haken, aber er wird in unserer seherischen Phantasie zu viel mehr als nur einem verlassenen Platz im Garten.
Bei Raimund Behrend faszinieren die Konturen, die weichen „Pinselstriche“, die keine sind, denn er malt mit seinen Händen, insbesondere seinen Fingerspitzen. Man sieht den Haubarg, den Pfahlbau, spürt das nahende Unwetter oder den Dauerregen. Aber es sind nicht nur ein Haubarg, ein Pfahlbau oder eine Wolke – wir sehen in seinen Bildern Geschichten. Wie lieblich wirken seine Frühlingsfarben. Sie duften nach Grün. Und der Regen prasselt, der Donner grollt oder der Nebel legt sich über das Land.

So ist es ausgesprochen gelungen, die Öl-Pastell-Kreide-Bilder von Raimund Behrend mit den farblichen und schwarz-weißen Fotografien von Sibille Rehder gemeinsam in einer Ausstellung zu präsentieren. Gerade durch den Wechsel der Hängung der Werke beider Künstler wirkt die Ausstellung auf den Betrachter. Dabei lässt sie seine Bilder in den Vordergrund rücken, aber genauso er auch ihre Fotografien.-

Ein Besuch der Ausstellung (noch bis zum 16. Mai) ist unbedingt lohnend. Man nehme sich ein wenig mehr Zeit, damit der „Traum von Eiderstedt“ auch ein Traum werden kann. Auch der gleichnamige Joghurt wird erst dann zum Traum, wenn wir ihn richtig schmecken.- Öffnungszeiten sind Donnerstag bis Sonntag von 15:00 bis 18:00 Uhr, am Dienstag (Markttag in Garding) von 10:00 bis 13:00 Uhr. Meistens sind dienstags auch beide Künstler anwesend.