Jahreshauptversammlung 30 Jahre AG Orts-Chronik, 20.3.2015 im Museum Landschaft Eiderstedt
GPan 20.3.2015
„Auf Grußworte verzichten wir heute Abend!“ Claus Heitmann, Vorsitzender der AG Orts-Chronik, wollte mehr Zeit zum Diskutieren haben und fasste sich beim Bericht zur 30. Jahresversammlung selber auch entsprechend kurz, hatte er doch den Mitgliedern seinen Bericht schon schriftlich zugesandt. Zum Biike-Brennen merkte er an, dass dies Tradition bei den nördlichen Friesen gewesen sei, hier in St. Peter-Ording kannte man im Februar den St. Petri-Tag, an dem Rechtsprechung abgehalten, neu in Ämter eingeführt wurde. Heitmann plädierte dafür, deshalb nicht vom Biike-Brennen sondern vom St. Peter-Feuer zu sprechen. Erwähnt wurde der Stein, den Gemeinde und AG-Ortschronik auf der Bövergeest aufstellen wollen, um dort auf den ältesten Besiedlungsplatz St. Peter-Ordings aus der Zeit der Völkerwanderung hinzuweisen. Ein weiteres kleines Bauvorhaben entsteht mit einem „Vier Ruten-Berg“ auf der „Historischen Insel“ am Backhaus.
Claus Heitmann stellte klar, dass der Verein zur Herstellung einer Chronik seinen Zweck erfüllt habe. Das Archiv arbeite schon mit dem gemeinnützigen Verein KulturTreff zusammen und er wünsche sich, dass das Backhaus ebenfalls dazu stoße. Er werde deshalb darauf hinarbeiten, dass sich die AG Orts-Chronik demnächst auflösen kann. Damit würde man dem langfristigen Ziel bei der Gründung des Vereins KulturTreff, nämlich nur noch einen gemeinsamen Verein anzustreben, näher kommen.
Dass die AG Orts-Chronik sich ihre Vorhaben leisten kann, wurde durch den Kassenbericht von Pfennigmeister Ove Ohls deutlich. Er sprach von einer „gesunden Situation“ und hob hervor, dass der Verein mit eigenen Mitteln seinen Verpflichtungen nachkomme. Kassenprüfer Heinz Carstens merkte schmunzelnd an, er staune immer wieder, wie der Pfennigmeister es schaffe, die linke und die rechte Seite ausgeglichen zu gestalten. Er beantragte die Entlastung des Pfennigmeisters und des Vorstandes, welche einstimmig erfolgte. Bei den Wahlen wurden der Vorstand und die Revisoren wieder-, Walter Petersen, verantwortlich für das Backhaus, wurde in den Vorstand hinzugewählt.
Dann war endlich Zeit für die große Aussprache: „Kann man aus der Geschichte lernen?“ Claus Heitmann betonte, dass zwar an einem Strandentwicklungskonzept gearbeitet werde, ihm liege aber ein Konzept zur Ortsentwicklung, zur Lebensqualität, auch am Herzen. Konnten wir uns 1985 vorstellen, wie es in 30 Jahren, 2015, in St. Peter-Ording aussehen würde? Können wir uns heute ausdenken, wie unser Ort in 20 oder 30 Jahren aussehen soll? Er, Heitmann, denke an den zunehmenden Straßenverkehr, den Lärm und die Belästigungen in der Hauptsaison durch überall parkende Autos. Warum können wir uns nicht Parkplätze außerhalb, zum Beispiel bei der ehemaligen Kläranlage, vorstellen? Warum sind breite Radwege wie in Holland oder Dänemark – die Badallee wird zur Radallee – so schwer vorstellbar wie Fußgängerzonen? Wo steuert die bauliche Entwicklung hin, wenn immer mehr Ferienwohnungen und Appartements gebaut werden und die Zahl der echten Einwohner sinkt (2015: 3800 Einwohner und 4200 Zweitwohnungsbesitzer)?
Bürgermeister und Tourismusdirektor Rainer Balsmei
Bürgermeister und Tourismusdirektor Rainer Balsmeier griff hier in die Diskussion ein. Die bauliche Entwicklung gehe zum Beispiel beim B-Plan 20, bei dem die Gemeinde eine Veränderungssperre beschloss, auch für ihn in die falsche Richtung. Die Menge der Wohnungen werde größer, „was wir eigentlich verhindern wollten“. Er gab grundsätzlich zu bedenken, dass sich der Tourismus verändert habe. Die Anzahl der Übernachtungen habe nur in geringem Umfang auf etwa 2,2 Mio. zugenommen, die Zahl der Gäste aber dramatisch von 200 000 auf 330 000, was bedeutet, dass die Verweildauer immer kürzer geworden ist. Diese Kurzurlauber werden zumeist von Hotels und Pensionen aufgenommen, die aber nur über 1900 von 16900 Betten im Ort verfügen. In den Monaten der Hauptsaison sei eine Steigerung der Übernachtungen kaum möglich, glücklicherweise kommen aber immer mehr Urlauber in den anderen Monaten zu uns. Balsmeier führte weiter aus, dass ein Verkehrskonzept in Auftrag gegeben sei. Es sei richtig, dass die meisten Gäste bei uns Ruhe und Erholung suchen, spazieren gehen wollen. Wenn sie aber einmal hier seien, dann sind alle Angebote willkommen, auch die Kulturangebote.
Heitmann dankte für das offene Gespräch. Allerdings wurde seine Intention, an eine langfristige Ortsgestaltung zu denken, nicht aufgenommen. Der Abend endete bei lockeren Gesprächen mit einem Glas Sekt in der Hand.