JB-2013:Kodály Chor Hamburg i. d. St. Peter-Kirche

Zauberhafter Auftritt des Kodály Chor Hamburg
19. Oktober 2013, Hans Jörg Rickert (hjr)

Vielversprechend war schon der Auftakt mit dem alten Volkslied „Wach auf, meins Herzens Schöne“ in der Vertonung von Walter Rein (1893-1955) zu Beginn des Chorkonzertes des Kodály Chor Hamburg. Unter der Leitung von Eva Hage beschenkte er das Publikum in der St. Peter-Kirche zum Abschluss seines Probenwochenendes in St. Peter-Ording unter dem Titel „An deiner rechten Hand“ mit A-Cappella-Werken geistlicher und weltlicher Chorliteratur von John Dowland (1563-1626), Johann Hermann Schein (1586-1630), Johannes Brahms (1833-1897), Claude Debussy (1862-1918), Morten Lauridsen (*1943) und anderen.

Der 1972 gegründete Chor besteht aus etwa 30 Sängerinnen und 20 Sängern. Er hat sich nach dem ungarischen Komponisten, Musikpädagogen und Musikethnologen Zoltán Kodály (1882-1967) benannt, für den die einfache Volksmusik der ländlichen Bevölkerung ein prägendes Erlebnis gewesen ist. Mit dessen Namen dokumentiert der Chor so seine Verbundenheit mit einer für Laienchöre singbaren zeitgenössischen wie auch mit einer folkloristisch beeinflussten Chormusik. Er widmet sich vor allem der A-Cappella-Literatur des 16. Jahrhunderts bis heute. Seine besondere Stärke ist dabei die Romantik. Konzertreisen führten den Chor außer nach Ungarn in viele ost- und westeuropäische Länder und sogar nach Brasilien. Zu den 200 Aufführungsstätten zählen auch viele Orte und Städte in Deutschland.

JB-2013:Kodály Chor Hamburg i. d. St. Peter-Kirche

Im Oktober 2011 hat Eva Hage (*1981) die musikalische Leitung des Chores übernommen. Aufgewachsen in Halle/Westfalen, studierte sie Evangelische Kirchenmusik und Schulmusik in Heidelberg und Mannheim. Aufbaustudien in Chordirigieren und Gesang folgten an der Frankfurter Hochschule. 2007 erhielt sie den 2. Frankfurter Mendelssohnpreis für Nachwuchsdirigenten. Neben der Chorleitung ist sie als Konzertsängerin (Mezzosopran) sowie als Gesangspädagogin tätig.

Nach dem erfrischenden Morgenlied des Chores führte Eva Hage mit sympathischer Stimme moderierend so gekonnt durch das Programm, dass sich das Publikum in das Chorkonzert eingebunden fühlte. Die Zuhörer waren über die zeitliche Einordnung und inhaltlich bestens informiert, ja sogar manchmal mit dem Text so vertraut gemacht worden, dass der Hörgenuss vollkommen wurde. Man spürte bei John Dowland im „Come again“ die Dramatik, erlebte in Johannes Brahms „Darthulas Grabgesang“ den gewesenen Frühling und im „Dennoch bleibe ich stets an dir“ von Johann Hermann Schein den Hauch der Ewigkeit.

Das aber lag ganz wesentlich am Vortrag des Chores im Miteinander mit seiner Dirigentin. Mit der bis in ihre Fingerspitzen spürbaren Dirigierkultur führte sie Sängerinnen und Sänger zu einem stimmlichen Zusammenklang, der zauberhaft auf das Publikum wirkte. Es hatte den Anschein, als ob sie ihren Chor beim Dirigieren umarmte und streichelte. Mehrstimmigkeit und Tonmodulation der Chormitglieder ließen nichts an Professionalität vermissen. Was zum Beispiel war das für ein Ausklang bei Felix Mendelssohn-Bartholdy‘s Vertonung von Eichendorffs „Abschied vom Walde“! Und wie musikalisch schön klang das „Hülle in Frieden dich ein“ in Nachtwache II von Johannes Brahms zum Abschluss des Konzertes. Das war kein Laienchor, das war Gesangskunst auf hohem Niveau.

Waren Eva Hage und der Kodály Chor höchst angetan von der St. Peter-Kirche und dem „wunderbaren Publikum“, die Zuhörerinnen und Zuhörer waren es von diesem bezaubernden Chorkonzert. Begeistert gab es immer wieder einmal verhaltenen, sogar stärkeren Beifall am Ende eines Gesangsstückes. Den inneren Nachklang wollte man dadurch nicht stören. Groß war dann der Schlussapplaus und höchst bewegend das „Alta Trinita“ beim Auszug des Chores aus der St. Peter-Kirche. Für die Seele war dieser Abend ein Atemholen.

JB-2013:Kodály Chor Hamburg i. d. St. Peter-Kirche