Echtes Plattdeutsches Theater vom Feinsten
Hans Jörg Rickert, 09. April 2012
„Klinken Se sik rut vun hüüt na 1932. St. Peter kreeg de Iesenbahn un de Speeldeel wor gründ’t. Dat is 80 Johr her. Hüüt Avend speelt wi dat Stück, wat an Anfang stünn: ‚Revolutschon gegen de Wiewer’. Mit Pantüffelhelden, rieke Amerikaners un Leevde war’t al de Klischees vun’t plattdütsche Theater erfüllt. Veel Spaaß dorbi!“ So in Kurzform Speelbaas Olaf Jensen zur Begrüßung der zahlreich erschienenen Gäste im Olsdorfer Krug.

Zum 80jährigen Jubiläum der am 4. Mai 1932 im Olsdorfer Krug als „Theaterverein St. Peter-Ording“ gegründeten Speeldeel hatte man mit diesem Stück von Hans Balzer – 1891 im Kreis Harburg geboren – einen guten Griff getan. Im September 1931 erst war die Uraufführung auf der Niederdeutschen Bühne Hamburg gewesen. Es ist „Een spaßhaft Spill in dree Akten“ für sechs Personen.

Hans Thomas Thomsen verkörpert gekonnt Arthur Kruse, den bankrotten Erfinder, der wie Kompagnon und zugleich Sekretärin Olli Meyer von dem „elektrischen Hausgeist“ überzeugt ist. Sie wird mit Charme dargestellt von Gudrun Martin. Für Kruses Erfindung interessiert sich treffsicher und wie immer gekonnt Olaf Jensen als der reiche Amerikaner Charles Sloman, der mit seiner extravaganten Frau Daisy nur deswegen aus den Staaten anreist. Kirsten Anton bringt diese mit ihrer „Kledage“ in allen Facetten auf die Bühne. Dann sind da als so wichtige Nebenfiguren die kritische und stets mit Witz ausgestattete hilfsbereite Logiswirtin Alma Söbenhöhner alias Antje Jensen und der gutmütige Gerichtsvollzieher Pickenpack, dem Owe Owesen vollendet Gestalt zu geben vermag.

Es soll nicht zu viel verraten werden vom Inhalt dieses typisch plattdeutschen Theaterstückes. Es ist einfach spaßhaft zu erleben, wenn zu der Einstimmung in die Handlung mit dem Lied „Ein kleiner grüner Kaktus“ aus dem Radio automatisch die Vorhänge zur Seite gezogen werden, sich die Fensterflügel öffnen, die Bettdecke aufgeklappt wird und der Erfinderalltag beginnt - natürlich alles gesteuert durch „Kruses elektrischen Hausgeist“. Mit dem Erscheinen des Gerichtsvollziehers Pickenpack nimmt die Handlung dann schnell Fahrt auf, die von nun an das Publikum mit Situationskomik immer wieder gefangen nimmt und zu Beifall veranlasst. Wie es Kruse gelingt, Pickenpack Geld aus der Tasche zu locken, oder welche Bewandnis es mit der Urne des Jehann Böse auf sich hat, die Sloman mit sich herumschleppen muss, das sollte man sich nicht entgehen lassen. Dass den Männern die „Revolutschon gegen de Wiewer“ nicht gelingt und die Frauen sich so einfach trotz des „elektrischen Hausgeistes“ auch nicht „abschaffen“ lassen, ist ja altbekannt. Aber wie das auf die Bühne gebracht wird, ist sehenswert.

Dazu tragen gekonnt Bühnenbild, alle Requisiten, Kleidung und Maske bei. Allein schon die Schalttafel für Kruses Erfindung ist ein Hingucker. Dafür zeichnen „achter de Kulissen“ verantwortlich Günter Prigge, Helmut Walter, Beatrix und Heiko Prieg, der das Stück auch einstudiert hat. Anhaltender Applaus nach zwei Stunden echtem Theater waren mehr als verdient.
Dat weer een richtig goode Griff in de Klamottenkist to’n Achtigsten vun de Speeldeel. Fein hebbt se dat mokt!

Wer bisher nicht dabei war, sollte sich die Wiederholungstermine notieren. Der erste ist am Freitag, 13. April 2012.