Drei-Gänge-Menue für Senioren im Gemeindezentrum
10. Juli 2013, Hans Jörg Rickert (hjr)
Es war wieder der zweite Dienstag im Monat. Pünktlich um 8:30 Uhr fuhren Renate und Bernd Maassen mit ihrem PKW-Kombi vor die Tür des Ev. Gemeindezentrums hinter dem Deich am Marktplatz in der Olsdorfer Straße. Schon an den vorangegangenen Tagen kreiste bei ihnen eigentlich alles um diesen Termin für das „Tischlein deck dich“. Im Juni 2011 hat dieses Erfolgsprojekt begonnen. Die Planungen dazu liefen schon vorher.
Renate Maassen, begeisterte Hobbyköchin, hatte die Idee, einmal im Monat ein 3-Gänge-Menue als Mittagessen für insbesondere alleinstehende Seniorinnen und Senioren von 70 an aufwärts gegen einen Obolus anzubieten. Mit Pastorin Regine Boysen nahm sie deswegen Kontakt auf und mit Einwilligung der Kirchengemeinde konnte es an den Start gehen. Im Seniorenkreis wurde es publik gemacht.
Ihren Mann Bernd hatte sie schon von ihrer Idee überzeugen können. Unterstützt wird sie zudem von Marlies Voß, und auch Irene Hems von der Kirchengemeinde legt bei den vorbereitenden Arbeiten der Herrichtung des Gemeindesaales schnell mal Hand mit an. Aber Renate Maassen ist nicht nur die Initiatorin gewesen, sie hat auch die Fäden in der Hand. Die Kirchengemeinde stellt ausschließlich die Räumlichkeiten zur Verfügung. Die Teilnahme am Genuss des 3-Gänge-Menues ist vollkommen freiwillig und wegen der Kalkulation nur auf persönliche Anmeldung möglich. Auch die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Mehr als 30 Gäste geht nicht.
Meistens wird am Abend vorher die Tafel vorbereitet. Dieses Mal war am Montagabend eine Veranstaltung, so dass es erst morgens losgehen konnte. Ruckzuck innerhalb einer halben Stunde hatte das eingespielte Team des Ehepaares – inzwischen 46 Jahre verheiratet – die Tafel aus Einzeltischen und Platten für 26 erwartete Gäste zusammengestellt, mit weißen Leinendecken versehen und mittig darauf Blumenschmuck aus dem eigenen Garten verteilt sowie Kerzen hingestellt und mit Goldrandgeschirr gedeckt. Dieses stammt aus dem Hause ihrer Schwiegermutter und ist mit allen Terrinen, Platten und sonstigem Zubehör in einem Extraschrank im Seniorenraum untergebracht. Fast passend darüber hängt ein Relief aus Messing mit der Darstellung des Abendmahls. Außer dem Geschirr wird alles Zubehör von Zuhause mitgebracht und natürlich auch das, was dort schon vorbereitet werden kann. Denn die kleine Küche im Gemeindezentrum macht wohl manches aber nicht alles möglich. Bernd Maassen erhält noch zwei Einkaufsaufträge. Die erledigt er zügig und zieht sich dann nach Hause zurück. Er hat seinen Teil zum Gelingen beigetragen.
So ab 11:30 Uhr treffen die ersten Gäste ein. Sie haben keine Ahnung , was es geben wird, aber haben sich schon riesig auf diesen Tag gefreut. Denn je nach Wetterlage gibt es dieses 3-Gänge-Menue mit einem „Überraschungseffekt“. Außerdem hat sich noch keine Vorspeise, kein Hauptgesicht, kein Nachtisch wiederholt. Einige der 7 Senioren und 18 Seniorinnen, darunter auch vereinzelt Ehepaare, sind zum ersten Mal dabei. Der Obolus, auf den man sich zur Deckung der Kosten verständigt hat, wird bei Waltraud Rüß entrichtet. Sie hakt auch ab, wer gemäß Anmeldung gekommen ist. Marlies Voß und Renate Maassen sind nun vollauf in der Küche beschäftigt. Um 12:00 Uhr soll schließlich das „Tischlein deck dich“ beginnen können. Was es heute wohl geben wird? Es ist ja ein herrlicher Sommertag.
Die Küchenfeen überraschen als Vorspeise mit einem Geflügelsalat mit Meerrettich und Erbsen, versetzt mit einer Kräutermischung aus Basilikum, Petersilie und Schnittlauch. Dazu gibt es ein halbes Partybrötchen mit Butteraufstrich. Während es den Gästen mundet, wird in der Küche gebrutzelt. Zuerst aber kommen nun als Hauptspeise zwei Arten Kartoffelsalat auf den Tisch, ein normaler gewohnter und ein mit Knollen- und Staudensellerie zubereiteter Curry-Kartoffelsalat. Dazu gibt es frisch aus der Pfanne auf Platten serviert zartestes Schweinefilet im Speckmantel, mit Salbei verziert. Es schmeckt vorzüglich. Da kann man nicht widerstehen und teilt sich mit Nachbar oder Nachbarin doch noch ein kleines Stückchen Filet. Eigentlich ist das schon nicht mehr zu toppen, aber die Nachspeise aus köstlichem Vanilleeis, frischen roten Erdbeeren mit einem Klacks Sahne und dazu eine Waffel wird dann das „Tüpfelchen auf dem I.“ Herzlicher Dankesbeifall empfängt Renate Maassen und Marlies Voß, als sie das dritte Mal zum Abräumen in den Gemeindesaal kommen.
Danach nehmen sie am Tisch mit Platz, denn Waltraud Rüß trägt noch eine Geschichte vor und ein Gedicht gibt es als Zugabe. Einfach schön! Sie überreicht beiden dann je einen hübschen kleinen Blumenstrauß. Der wird aus dem Schweinchen finanziert, das so nebenbei rumgegangen ist. Die beiden freuen sich darüber sehr, besonders natürlich, weil ihnen wieder ein „Tischlein deck dich“ gelungen ist.
Daran bestand sowieso kein Zweifel. Eva Matthiessen aus Tating sagte schon vorher: „Da lässt man alles andere abblitzen, damit man hier in der Runde sitzen und genüsslich speisen kann!“ Und für Günther Leupold aus St. Peter-Ording ist es ein Wunder „wie sie das hinkriegen“ und eine große Freude, „dass sie das aus freien Stücken für uns machen.“