Erstes Stöpenfest wurde ein voller Erfolg!
16. Sept. 2012

Stöpe - Sandsäcke zwischen die Absperrbalken

Erinnerungsfoto - So wird's gemacht!

Erstes Stöpenfest in St. Peter-Dorf
mit kulturhistorischer Meile vom Museum zum Backhaus

Hans Jörg Rickert (hjr), 17. September 2012

So voll war es noch nie um die kleine Stöpe im Dorf am Ende der Olsdorfer Straße zum Marktplatz hin. Eigentlich hatte wohl schon jeder einmal das Stöpenhaus auf dem Deich gesehen, aber die meisten kannten kaum dessen wahre Bedeutung. Diese Wissenslücke praktisch zu schließen war Anlass für das erste Stöpenfest in St. Peter-Ording. Dazu hatte der Verein Kulturtreff, Betreiber des Museums der Landschaft Eiderstedt, im Zusammenwirken mit der AG Ortschronik und vielen Beteiligten eingeladen, und Gäste wie Einheimische kamen in großer Anzahl.

Bei einer Stöpe handelt es sich um einen verschließbaren Durchlass für einen Verkehrsweg in einem Deich. Sie befindet sich meistens in der zweiten Deichlinie, bleibt bei Sturmflut länger offen und wird bei Bedarf mit zwei Reihen von Holz-Bohlen und Sandsäcken dazwischen und davor geschlossen. Die Bohlen liegen deswegen auch in St. Peter-Dorf jederzeit griffbereit im Stöpenhäuschen auf dem Deich.

Höhepunkt des Stöpenfestes war das Schließen der Stöpe durch die Freiwillige Feuerwehr St. Peter-Ording. Ihr ist diese Aufgabe auch für den Fall des Katastrophenschutzes übertragen. Zunächst wurden die Bohlen vom nahen Stöpenhäuschen geholt und übereinander in die vorgesehenen Rinnen in den Wangen der Stöpe eingefügt, ehe dann zwischen die beiden Bohlenwände die bereit liegenden Sandsäcke von Mann zu Mann gereicht den Zwischenraum füllten. Wehrführer Norbert Bies informierte und kommentierte die Arbeit seiner Kameraden.

Bürgervorsteher Boy Jöns hatte zur Mittagszeit die schon zahlreichen Besucher mitten im Dorf beim Deich auf dem ehemaligen Vorland begrüßt und dem Veranstalter mit allen Beteiligten für die erstmalige Durchführung eines solchen Stöpenfestes seitens der Gemeinde herzlich gedankt. Zuvor hatte die Jagdhornbläsergruppe Eiderstedt unter Leitung von Hans Bolln die Veranstaltung mit dem „Fürstengruß“ furios eröffnet. Peter Brancke, Vorsitzender des Vereins KulturTreff, informierte über den Ablauf dieses bewusst historisch ausgerichteten Festes und lud zur Teilnahme an den verschiedenen Programmpunkten ein.

Die begannen mit einer Dorfführung vom Museum bis zum Backhaus. Eine solche Traube von Interessierten hatte Gerda Hamsch und Peter Bothe noch nie begleitet. Danach begeisterten die „Wallener“, eine Musikgruppe aus dem Ort Wallen im benachbarten Dithmarschen mit ihrer mittelalterlicher Bordunmusik auf historischen Instrumenten wie z.B. Schäferpfeife, Drehleier und Hümmelchen. Nach der Stöpenschließung waren die Vorführungen der „Trachtentanzgruppe St. Peter-Ording“ unter Leitung von Marion Dittmer in Eiderstedter Festtagstracht zu bestaunen, darunter der „Bodenstedter Dreier“ und die „Halbe Kette“. Den krönenden Abschluss bildete am frühen Abend dann St. Peter’s Shantychor „Die Strandräuber“. Der Platz um Jan un Gret war wieder „proppevoll“.
Immer gab es dazu für das Publikum interessante erläuternde Informationen.

Von denen gab es auf der historischen Meile beim Backhaus und in der Olsdorfer Straße noch mehr. Der historische Pfad der AG Ortschronik, Vorsitzender Claus Heitmann, zeigte an vielen Pfählen geschickt angebracht Bilder aus früheren Zeiten über die Entwicklung des Ortes mit der ältesten Urkunde und der Entwicklung des Rettungs- sowie des Badewesens.
An den vielen Ständen gab es neben Informationen - wie von der IG Baupflege - Produkte aus der Region von Kartoffeln, Honig, Marmeladen und Gemüse, Wolliges, Gefilztes und Schmuck. Man konnte beim Spinnen von Wolle zuschauen, Bernstein bearbeiten, bummeln, schauen und genießen.

Beim Olsdorfer Krug gab es schmackhaft zubereitet Salzwiesenlamm mit Weißkohl und Zwiebelbrot. Es blieb kein Rest!- Bernd Schröder mit seinem Team von der Räucherscheune hatte frisch im Ofen geräucherten Aal im Angebot. Krabben konnten gepult werden. Natürlich gab es auch leckere Fisch- und Krabbenbrötchen. Nebenan mixten und verkauften Jugendliche erfrischende alkoholfreie Cocktails in „JiMs Bar St. Peter-Ording“, dem Langzeitpräventionsprojekt des Runden Tisches im Kampf gegen Komasaufen und missbräuchlichen Alkoholkonsum. Im Saal des Ev. Gemeindezentrums fanden leckere Kuchen und Torten der Landfrauen viel zu schnell ihre Gaumenliebhaber. Aber auch im Backhaus waren die von Franz Schön und Hans Siercks 200 gebackenen Heedewecken schnell verzehrt.

Von diesem ersten Stöpenfest waren alle begeistert. Es war vor allem die Atmosphäre der Veranstaltung mit den tollen Angeboten für Gäste wie Einheimische. „Es ist für mich das erste Mal, dass eine Deichstöpe geschlossen wurde. Es war höchst interessant“, so Hans-Peter Dreesen. Bürgervorsteher Boy Jöns fand es „absolut gelungen“. Alles habe mitgespielt, „von Petrus bis zu den Akteuren“.

Trachtentanzgruppe wird durch die Stöpe geleitet

Selten: Fliegende Eiderstedterinnen

Geschichtspfad

Shantychor "Die Strandräuber"