JB-2014: Einladung zur Besinnung

Musik unter der Last des Kreuzes
13. April 2014, hjr

Mit dem Palmsonntag, dem letzten Sonntag vor Ostern, beginnt die Karwoche. Passend dazu hatte der Verein zur Pflege und Förderung der Kirchenmusik am Abend zu einem besonderen Orgelkonzert in die St. Peter-Kirche eingeladen. Mit dem Orgelzyklus Op. 29 „Der Kreuzweg“ von Marcel Dupré (1886-1971) zu Texten von Paul Claudel (1868-1955) war es der Thematik entsprechend „schwere Kost“ in zweierlei Sinne: Musik unter der Last des Kreuzes in 14 Charakterstücken zu den eindringlichen Texten der Stationen des Kreuzweges. An der Lobback-Orgel spielte KMD Christoph Jensen, es las Pastor em. Hans Peter-Honecker. Von Anfang an ließ sich das von der Anzahl her kleine Publikum auf diesen besonderen Musikabend ein. Es war dazu ganz still in der St. Peter-Kirche geworden.



JB-2014: Pastor i.R. Hans Peter Honecker liest

„Nun ist es aus. Wir haben ihn gerichtet, wir haben ihn zum Tode verurteilt.“ So beginnt der Text. Dupré beginnt seine Musik mit einer trompetenhaften Fanfare, die staatliche Macht symbolisierend, der ein gellend aufschreiender Akkord folgt, die Ungeheuerlichkeit des gefällten Urteils erahnend. In den folgenden dramatischen Passagen – allein drei Male bricht Jesus unter der Schwere des Kreuzes zusammen – verwendet er eine auch sehr drastische Musiksprache. In ihr verdeutlicht Dupré die unerbittliche Grausamkeit des Geschehens, die Verlassenheit des Gottessohnes und die Trostlosigkeit. Aber die Orgel klingt nicht nur schwer, er lässt sie auch klingen und singen. Versöhnliche Töne finden sich immer dann, wenn Jesus Menschen und bei allem Leiden der Menschlichkeit begegnet. Es sind Maria, die ihren Sohn anschaut, Simon von Cyrene, der das Kreuz für ihn mitträgt, Veronika, die sein Gesicht in ihre Hände nimmt, und die Frauen mit Tränen in den Augen und ihren Kindern auf dem Arm.


JB-2014: Musik unter der Last des Kreuzes

So werden die weinenden Frauen in einem lieblichen, klagenden Gesang geschildert, über den sich die Worte Jesu mit Ruhe und Festigkeit legen. In Golgatha lässt die Orgel die Nagelschläge spüren. Die Musik wird brutal und verebbt. Das Pulsieren der letzten Herzschläge vermeint man mit dem ganzen Körper zu hören. Nach dem Trauermarsch und der Grablegung endet das Werk tröstlich. Spärenklänge erheben sich über der irdischen Trostlosigkeit.

JB-2014: KMD Christoph Jensen an der Orgel

Das Publikum war von den Texten und der Musik sichtlich berührt. Im Wechsel von Wortvortrag und Orgelspiel zu den Stationen des Kreuzweges war der Leidensweg Christi eindrucksvoll spürbar und erlebbar geworden. Innerlich bewegt verharrte es schweigend, und ein jeder nahm beim Hinausgehen aus der Kirche, den Blick noch einmal Triumphkreuz und Altarraum zugewendet, seine Empfindungen gedankenvoll mit auf den Heimweg.- Sich auf die Leidensgeschichte Jesu einzulassen, heißt ja wahrhaftig auch, um die Erlösung zu wissen. Selbst dieses Ansinnen von Dupré war deutlich ins Bewusstsein gerückt.

JB-2014: Lobback-Orgel in der St. Peter-Kirche