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Bau einer Seewasserleitung vom Südstrand zum Westküstenpark
27. Mai 2013, Hans Jörg Rickert (hjr)
Schon vor Ostern tat sich etwas am Südstrand bei der Strandhütte. Grüne Kunststoffrohre von 12 m Länge waren dort abgeladen worden, die Brücke über den Priel in Richtung Deich war abgesperrt, ebenfalls der dahinter liegende Weg zum Deich. Auch hier lagen grüne und schwarze Rohre verschiedener Stärken. Auch der kleine Parkplatz bei der Einfahrt in die Amtmann-Dircks-Straße hatte sich zeitweise zu einem Rohrlager entwickelt. Der Fußweg zum Steg ist wieder begehbar. Am Südstrand selbst aber existierte südlich der Strandhütte seit Mitte Mai für einige Zeit eine „Großbaustelle“ mit Baggern und Fahrzeugen.
Die verschiedenen Rohre
Materialplatz
Der Grund ist die neue Seewasserleitung für das Robbarium im Westküstenpark, insgesamt ein Kostenvolumen von 1,3 Mio €. Die Kapazität der alten Seewasserleitung, die die Dünentherme und die REHA-Kliniken sowie das Robbarium bisher versorgt, reicht nicht mehr aus. Gleichzeitig kann zukünftig nach Abschluss der jetzigen Baumaßnahme eine Unterstützung der Versorgung mit Seewasser für die anderen Abnehmer vorgenommen werden. Die Gemeindevertretung hatte auch deswegen dieser Investitionsmaßnahme in ihrer Sitzung am 04. März 2013 bei einer Gegenstimme mehrheitlich zugestimmt. Letztlich ist es eine auch in die Zukunft gerichtete Maßnahme zur Sicherung der touristischen Infrastruktur.
Die Federführung liegt bei Stefan Cornils, Sachbearbeiter des Amtes Eiderstedt für Hoch- und Tiefbau. Betreuendes Ingenieurbüro ist die Kröger Consult Ingenieurgesellschaft mbH mit Sitz in Lüneburg
Schachtanlage
Die Seewasserentnahmestelle am Südstrand befindet sich etwa 600 m entfernt vom Steg vor dem Priel mit der dahinter liegenden großen Sandbank, die bis nach Böhl reicht. Dort hat die Firma Paasch Brunnen- und Rohrleitungsbau aus Damendorf, mit Know How im Spezialtiefbau, mit Thomsen Tiefbau aus Osterrönfeld als Subunternehmer, ebenfalls vielseitig im Rohr- und Kanalbau tätig, beide aus dem Kreis Rendsburg-Eckernförde, für die Wasserentnahme drei 5 m tiefe Brunnenschächte von jeweils 2 m Innendurchmesser angelegt. Man musste dabei bedenken, dass für alle Arbeiten im Watt wegen der Gezeiten immer nur ein begrenztes Zeitfenster von maximal sechs Stunden zur Verfügung stand.
Schachtanlage im Watt
Von der Schachtanlage wird dann nach Fertigstellung das Seewasser durch eine grüne 225 mm Leitung aus PE-Kunststoff mit einer Gesamtlänge von 3,7 km über eine Vakuumpumpe dünenseitig am Ende der Ostlandstraße angesaugt und von dort in der Rohrleitung weiter über Heideweg, Ostlandstraße und ein Teilstück der Böhler Landstraße in den Kurzen Weg zum Westküstenpark am Wohldweg gedrückt. Die Pumpenstation befindet sich etwa in der Mitte der Leitungsführung. Mit der Pumpentechnik und der Montage beauftragt ist die Firma TIG Bollmann aus Hamburg.
Zur Anbindung an die Schachtanlage sind die Kunststoffrohre zunächst am Südstrand zu einem 450 m langen Rohrstrang „verschweißt“ und dann auf die Sandbank vor dem Priel in Richtung Bad gezogen worden. Von dort wurde dieser Strang dann einen Tag später – am 16. Mai 2013 – mit Wasser gefüllt und dann gemeinsam mit einem 90 mm grünen Entlüftungsrohr und einem schwarzen 50 mm Rohr – beide ebenfalls aus PE Kunststoff - für das Messkabel der Wasserstandsmessglocke im Schacht mit Hilfe eines Rohrgestänges so eingezogen., dass das Ende zwecks Einbindung am Schacht und der Anfang an die Leitung am Südstrand zu liegen kam, um dort den Anschluss in Richtung Deich vornehmen zu können.
Die Zugkraft des Rohrgestänges liegt zwischen 4 bis 5 t. Es besteht aus ca. 100 Teilstücken von je 4,50 m Länge. Dieses musste zunächst dort in einer Tiefe von 2,60 m zur Schachtanlage hingeführt werden, denn in dieser Tiefe führt die Seewasserleitung mit Entlüftungsleitung und Messkabel zum Anschluss am Südstrand. Dieser Teil ist bereits im April vom Deich in Richtung Steg über ca. 750 m verlegt worden. Nach 4,50 m Zug bei Wassereinspülung in den Rohrkanal wird jeweils ein Teilrohr des Gestänges automatisch vom Rohrgestängefahrer gesteuert abgetrennt und in einer Gestängebox abgelegt. Das Gestänge wird dann wieder an das Rohr angeschlossen. Dieser Vorgang dauerte ca. 3 bis 4 Minuten, so dass für das Einziehen des Rohres von der Schachtanlage bis an den Anschluss am Südstrand zwischen fünf bis sieben Stunden angesetzt werden mussten.
Zeitgleich lieferte Holcim Tönning bei der Strandhütte insgesamt 16 m⊃3; Unterwasserbeton an. Dieser musste dort umgeladen werden, um per Zugmaschine von Mario Voß – Landschaftsbauunternehmen aus St. Peter-Ording – erst zur Baustelle am Strand transportiert und dann nach erneuter Umladung in eine Transportwanne durch das Watt zur Schachtanlage getragen zu werden. Acht solcher Transportfahrten von je 2 m⊃3; waren erforderlich. Der Beton dient im Rahmen der Stabilisierung der Schachtanlage insbesondere ihrer Auftriebssicherung. Nach Fertigstellung der Schachtanlage wird diese noch kegelförmig mit Steinen, insgesamt 75 t, als Schutz gegen Eisgang abgesichert. Auch diese müssen dann in Teilfahrten erst mit dem Bagger ins Watt transportiert werden.
Für die Koordination der Arbeiten zuständig und verantwortlich ist Vorarbeiter Uwe Möller.
Bereitwillig und detailliert gaben er und Baggerfahrer Hans Hermersbach wie auch Rohrgestängefahrer Tino Graulich für den Rohreinzug sowie alle anderen dort Tätigen jederzeit Auskunft. Arbeitstage von 7:00 Uhr morgens bis um 20:00 Uhr abends oder auch etwas später machen deutlich, welche Arbeitsleistung von den vier bis sieben Mitarbeitern der Firma Paasch und denen der Firma Thomsen zu erbringen ist. Der Gezeitenstrom ist zu berücksichtigen, Wind und Wetter sind auszuhalten und bei allem Maschineneinsatz ist es zum Teil richtig Knochenarbeit.
Als die Einbindung der Leitung an den Schacht erfolgen sollte, war Zeitstress angesagt. Aber es hat dann alles geklappt. Doch am nächsten Tag, Freitag, den 24. Mai, musste umdisponiert werden. Der Anschluss vom Watt an den Leitungsteil zum Deich war nicht möglich. Über Nacht hatte es stark geregnet und das Wasser war höher aufgelaufen, so dass die Verbindungsgrube vollkommen „abgesoffen“ war. Es regnete auch am Morgen noch. So arbeitete man im Dorf im Heideweg.
Sicherlich noch einen Monat wird man zu arbeiten haben, bis die Leitung zum Westküstenpark steht. Der Durchgang durch den Deich in einem 450 mm Schutzrohr aus Kunststoff für die aus insgesamt drei Rohren bestehende Leitung gehört dazu. Verhandlungen deswegen mit dem Deich und Hauptsielverband sind noch nicht abgeschlossen.