„Kein schöner Land in dieser Zeit“
08. August 2014, hjr

Kirchengemeinderatsmitglied Waltraud Rüß begrüßte die Besucher zum Chorkonzert des Pfälzischen Vokalensembles, dessen Mitglieder und Leiter Maurice Antoine Croissant sowie den Organisten Gernot Gölter. Unter dem Motto „Kein schöner Land in dieser Zeit“ gastierte das Ensemble im Rahmen seiner 17. Ökumenischen Kirchentage an der Nordsee in der Zeit vom 05. bis zum 10. August 2014 in Nordstrand, Pellworm, Husum und St. Peter Ording.

JB-2014:Chorkonzert des Pfälzischen Vokalensembles


Diese Kirchentage sind zu einem Fixpunkt der Arbeit des Ensembles geworden. Begründet wurden sie von dem 1922 in Beringstedt (Kreis Rendsburg) geborenen Kirchenmusiker Heinz Markus Göttsche. Er starb 2010. Studiert hatte er in Lübeck und Berlin.

Sein beruflicher Werdegang begann in Bad Oldesloe, führte den Kirchenmusiker, Organisten, Chorleiter, Orchestergründer und Komponisten jedoch schnell nach Süddeutschland. Seine letzte hauptberufliche Tätigkeit war das Amt des Landeskirchenmusikdirektors der Pfälzischen Landeskirche und die Leitung der Evangelischen Jugendkantorei der Pfalz, verbunden mit dem Kantorat der Stiftskirche Landau. Als Dozent für künstlerisches Orgelspiel wirkte er an den Musikhochschulen Lübeck, Mannheim und Heidelberg. Der Komponist Göttsche widmete sich besonders der geistlichen Musik, immer zugeschnitten auf die verschiedenen Ensembles, die er leitete oder an denen er mitwirkte.-
Seit Herbst 2010 ist Maurice Croissant (*1974 in Landau), von Göttsche noch in die Nachfolge berufen, Leiter des Pfälzischen Vokal Ensembles sowie weiterer Chöre. Er hat in Heidelberg Kirchenmusik studiert, ist Bezirkskantor in Bergzabern und Pirmasens und Popularkirchenmusik-Beauftragter der Ev. Kirche der Pfalz.

Zu hören waren in der St. Peter-Kirche europäische Madrigale und Volkslieder aus vier Jahrhunderten in Bearbeitungen von u.a. Giovanni Gastoldi, Thomas Morlay, Hans Leo Haßler, Melchior Vulpius, Friedrich Silcher, Johannes Brahms und Gunther Martin Göttsche. Das Programm war mit Madrigalen, Fauna, Flora und Naturmythen in der Musik in drei Teile gegliedert und begann mit Madrigalen aus Italien und England, danach Frankreich und Deutschland.


Die Madrigale entstanden zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Florenz. Sie sind das weltliche Pendant zur geistlichen „Motette“ und Inbegriff musikalischer Prachtentfaltung. Liebesfreud und -leid sind zentrale Themen („Amor vittorioso“), oft verwoben mit Abschiedsmotiven („Insbruck, ich muss dich lassen“). Aber auch Alltagsgeschichten und deftige Wirtshaus-Balladen werden effektvoll lautmalerisch in Szene gesetzt. „Kein schöner Land“, „Die Blümelein, sie schlafen“ oder Heines „Loreley Ballade“ erfreuten wie der „Kuckuck“ oder der „Jäger“. Einen besonderen Beifall gab es für „Die Vogelhochzeit“ im Arrangement von Thomas Gabriel, inhaltlich mit viel Charme und Witz und auch in der Art und Weise des Gesangsvortrags.

Dazu gab es in der St. Peter-Kirche Zwischenmusiken auf der Orgel: „Marche Triomphale“ von Théodore Dubois, Cantabile „For you“ von Enrice Pasini und „Prelude, Fuge and Toccata on an theme of Elgar“ von Christopher Trambling. Gernot Gölter hatte sie für die einzelnen Orte abgestimmt auf das Instrument im jeweiligen Kirchenraum zusammengestellt.

Mit den Orgelstücken zwischen den Vokalbeiträgen hatten Ensemble und Organist eine gehaltvolle und zugleich vergnügliche musikalische Reise zwischen Amor und Abendlied versprochen.- Sie war es! Und deutlich wurde auch: Chormusik kann richtig begeistern!