Plädoyer für den Nordsee-Tourismus
Hans Jörg Rickert (hjr), 20. Januar 2013
Tourismus ist derzeit ein für St. Peter-Ording und Eiderstedt ganz wichtiges Thema, geht es doch um die Gestaltung der künftigen Lokalen Tourismus-Organisation (LTO). Die Weichen dafür müssen in Kürze gestellt werden.
Der CDU-Ortsverband in St. Peter-Ording hatte am Sonntag zum Neujahrsempfang in das Hotel Strandgut eingeladen und passend zu dieser Thematik Constanze Höfinghoff, die Geschäftsführerin der Nordsee-Tourismus-Service GmbH (NTS) gebeten, über den Nordseetourismus zu berichten. Richard-Flohrs Richardsen begrüßte besonders sie und dann die zahlreich anwesenden Gäste, unter ihnen Bürgermeister und Tourismus-Direktor Rainer Balsmeier, Bürgervorsteher Boy Jöns und viele Gemeindevertreter, die Bürgermeister Hans Jacob Peters und Christian Marwig aus Tating bzw. Tümlauer Koog, den Vorsitzenden des Tourismus-Vereins Tating, Hans-Georg Hostrup, und Jörg-Friedrich von Sobbe, stellv. Landrat und zugleich erneut auch wieder Kandidat der CDU für den Kreistag bei der Kommunalwahl im Mai.
Constanze Höfinghoff, NTS- Geschäftsführerin
Constanze Höfinghoff versprach, ein Plädoyer für den Tourismus abzugeben. Das gelang ihr schon auf Anhieb mit dem Einstieg über den Video-Clip zum Nordseefeeling. Strand und Pfahlbauten von St. Peter-Ording waren die ersten Sequenzen. Es folgten der Leuchtturm Westerheversand und Eindrücke von Brunsbüttel bis Sylt. In ihrem Bericht gab sie dann einen Rundumblick über die Struktur des Tourismus in Schleswig-Holstein und speziell der NTS mit der Strategie „Nordsee – Urlaub, so weit das Auge reicht“ und vielfältigen Beispielen aus dem Marketing. Die läuft über Präsentation im Netz und über Printmedien – „Ja, wir brauchen ein Urlaubsmagazin.“ – sowie Kooperation u.a. mit Reiseveranstaltern, einer Schuhfirma, einer Friseurkette, Fotoexperten und vor allem die Marke „Nordsee“ selbst. Sie ist unverwechselbar mit ihren Deichen, Krabbe, Seehund und Schaf, Nationalpark Wattenmeer, Naturerlebnis, Strand und Baden, Aktiv-Urlaub mit Klima-Therapie, Radfahren - „Aus dem Sessel in den Sattel“ - und Walking oder Spaziergängen über den Meeresboden und am Flutsaum entlang. Mit der Leuchtturm-Strategie – den Halligen, den Inseln Sylt, Amrum und Föhr, der Hochseeinsel Helgoland, den Orten St. Peter-Ording und Büsum – gibt es einen Bekanntheitswert, aber es geht darum, welche Kanäle „am schnellsten und am besten“ funktionierten. Die Nordsee mit ihrem emotionalen Mehrwert ist dabei für die Tourismuslandschaft die Klammer. Bei der Heterogenität von der Elbe bis Sylt müsse sich jeder Partner zusätzlich selbst in die Pflicht nehmen, den Nordsee-Tourismus über speziellen gemeinsamen Service und schlaue Kooperationen effektiv zu vermarkten.
Die NTS mit ihren insgesamt sechs Stellen mit Sitz in Husum versteht sich dabei als Partner, auch für die Tourismuszentrale Eiderstedt mit ihrem wiederum stärksten Partner St. Peter-Ording. „Ganz Eiderstedt profitiert von St. Peter-Ording,“ so Höfinghoff. Man habe als NTS kein Produkt anzubieten, aber man könne nicht nur, sondern man wolle den Nordsee-Tourismus auch hier strategisch wirksam unterstützen. Schleswig-Holstein als Land zwischen den Meeren Nord- und Ostsee müsse dabei mit transportiert werden. Dieses ist das Alleinstellungsmerkmal für Schleswig-Holstein. Kein anderes Bundesland habe das zu bieten. Hier gäbe es noch ungenutztes „Material“. Wirtschaftsminister Meyer habe das mit seiner Tourismus-Dachmarkenstrategie „Schleswig-Holstein“ erkannt.
Einen möglichen Zuwachs sieht Constanze Höfinghoff dabei in Österreich und vor allem der Schweiz. Sie brachte es so auf den Punkt: „Der Schweizer Markt ist der größte, den wir für die Nordsee haben.“ Die Bedeutung des Tourismus für die Region stellte sie heraus: Wenn nicht Tourismus, sonst könne nicht mehr viel stattfinden.
Das hatte sie vorher schon mit ihrem Blick auf Schleswig-Holstein deutlich gemacht. Im Jahre 2010 waren 170.000 Arbeitskräfte in der Tourismusbranche beschäftigt. Bei 7,5 Mrd EURO Umsatz sind über Einkommen- und Mehrwertsteuer 844 Mio Euro an den Bund geflossen, aber davon 263 Mio Euro auch wieder zurück nach Schleswig-Holstein. In der Region Nordsee SH belief sich der relative Beitrag der Tourismusbranche zum Volkseinkommen 2010 dabei auf 49,4%. Diese Zahlen sprächen für sich.
Tourismus schaffe Arbeitsplätze und sorge für Einkommen, baue Brücken zwischen Naturschutz und Wirtschaft, besonders in unserer Vorzeigeregion. Er liefere Chancen, dem demografischen Wandel positiv zu begegnen, schaffe auch ein positives Image für die Ansiedlung von Menschen und Wirtschaftspartnern und fördere Lebensqualität für alle, nicht zuletzt gerade auch für den ländlichen Raum, so das Resumee der Geschäftsführerin der NTS.
Bürgermeister und Tourismusdirektor Balsmeier
Bürgermeister und Tourismus-Direktor Rainer Balsmeier richtete dann den Blick noch direkt auf St. Peter-Ording. Sein Rückblick auf das Jahr gestaltete sich im ganzen positiv. Die Übernachtungszahlen lägen allerdings unter denen von 2011, aber weiterhin, wenn auch noch keine genauen Zahlen vorlägen, über 2 Millionen. Und über 2200 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte sind für St. Peter-Ording eine gute Zahl. Vorrangiges größtes Projekt ist jetzt die Dünentherme. Da besteht zwischen allen Beteiligten Konsens. Deswegen hat man auch die berechtigten Investitionsanmeldungen in Höhe von 1,9 Mio Euro für 2013 um 1,5 Mio auf 400.000 Euro zurückfahren müssen.
Wegen der bevorstehenden Kommunalwahl im Mai und dem damit verbundenen Start in die nächste Kommunalperiode eigentlich erst nach den Sommerferien, sind zudem noch etliche Herausforderungen vorher zu meistern. Das beträfe u.a. die LTO, die Finanzierung des Ortsbusses für 2014 und die Abwassergebührenerhebung, aber auch die Preisgestaltung für die Dünentherme ab 2014.
Als besonders positiv konnte er mitteilen, dass die TZ im Qualitätsmanagement mit der Stufe 3 die höchst erreichbare Stufe erfolgreich absolviert hat. Das allerdings ist nun auch eine nebenher zu leistende Daueraufgabe, da alle drei Jahre neu zu zertifizieren ist.
Bäderverordnung, Ferienregelung 2014, veränderte EU-Förderrichtlinien und die Freizeitlärmrichtlinie sind dann in Zukunft anstehende Themen.
Zum Schluss kam aber noch ein Hammer:
Das OVG Schleswig hat in der Verhandlungssache „Beach Motel St. Peter-Ording“ am Freitag sein Urteil verkündet. Es ist davon auszugehen, dass der Bebauungsplan in Teilen für nichtig erklärt worden ist. Es soll dabei um Fragen der durch die Erweiterung bedingten Lärmschutzmaßnahmen gehen. – Dieses war dann zunächst auch der Gesprächsstoff beim sich anschließenden kleinen Imbiss, zu dem Richard-Flohrs Richardsen eingeladen hatte.
CDU-Neujahrsempfang 2013
CDU-Neujahrsempfang 2013