Jedes Mal fragt man sich wieder: Wie kann man so viele exzellente Musiker und Sänger zu einem Konzert der besonderen Art in einer kleinen Kirche zusammen bringen? Die Johannes-Passion, die 1724 am Karfreitag in Leipzig uraufgeführt wurde, ist die früheste der bekannten Passionsmusiken Johann Sebastian Bachs. Kirchenmusikdirektor Christoph Jensen machte schon mit der Instrumentierung, der doppelt besetzten Oboe, der altertümlichen Laute und der Viola da Gamba deutlich, dass er sich möglichst getreu an Bachs Vorgaben halten wollte. Vielleicht ist es dieser Wille, große Aufführungen meistern zu wollen, sein klares Durchdenken und Vorbereiten der Werke, seine Freude am konzentrierten Dirigieren, was die Musiker gerne nach St. Peter-Ording kommen lässt? Für die Zuhörer hatte er zwölf Seiten mit dem Passions-Text und Informationen zum Werdegang der Solisten ausgelegt. Die Johannes-Passion besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil wird vom Verrat, Gefangennahme und der Verleugnung durch Petrus berichtet, im zweiten Teil von den Verhören, der Verurteilung, der Kreuzigung, Tod und Begräbnis. Chor, Orchester und Solisten waren in dieser über zweistündigen Aufführung gut aufeinander abgestimmt. So harmonierten die Viola da Gamba (Schoß- oder Kniegeige) wunderbar mit der starken Altstimme von Ulrike Andersen, Dozentin für Gesang an der Züricher Hochschule der Künste und in Tating aufgewachsen. Bevor sie aber die Arie „Es ist vollbracht! O Trost für die gekränkten Seelen!...“ anstimmen konnte, musste Angelika Buchholz mit ihrer Viola da Gamba erst einmal Platz vor dem kleinen Chorraum finden. Die Zuhörer nahmen es gelassen hin. Bach hatte keine Trennung zwischen den Solisten und den Ausführenden des Rezitativs vorgesehen und so handhabte es auch Christoph Jensen. Der Tenor Achim Kleinlein, gern gesehener Gast internationaler Musikfestspiele, sang sowohl die Arien als auch im Rezitativ den Evangelisten mit klarer, heller Stimme. Zurückhaltend, untermalend, dann wieder kraftvoll begleitete das Orchester Johannes Wilhelmi, Bass, bei „Betrachte, meine Seel, mit ängstlichem Vergnügen,…“, der auch die schwierig zu singende Arie „Eilt, ihr angefochtnen Seelen…“ oder die Arie „Mein treuer Heiland…“ volltönend vortrug. Diese Bass-Partie sang er auch zuletzt bei den Thüringer Bachwochen. Paul Möllmann, ebenfalls Bass, Mitglied des Brahms-Vokalquartetts Hamburg, trug im Rezitativ den Part des Jesus vor. Den Kirchenraum füllte der Sopran von Stephanie Stiller, die als Solistin im In- und Ausland bekannt ist, besonders bei ihrer letzten Arie „Zerfließe, mein Herze,…“. Der Chor hatte mit zwölf Chorälen, die größtenteils auf Kirchenliedern basieren, dramatischen Untermalungen zum Rezitativ und den aufwendigen Anfangs- und Schlusspartien meisterliches zu leisten. Dass ihm dieses gelang und dass die Zuhörer von der Passion beeindruckt waren, ließen sie die Aufführenden durch ihren lang anhaltenden, begeisterten Beifall wissen.