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Pfahlbauten und Seebrücke als Wahrzeichen St. Peter-Ordings sind mittlerweile fast ebenso bekannt wie der Westerhever Leuchtturm als Wahrzeichen des Nordens. Das Fernsehen trägt wesentlich dazu bei, denn die Standbilder mit den Pfahlbauten vor den Nachrichten oder dem Wetterbericht haben einen hohen Wiedererkennungswert.

So wie oben auf dem Bild promenierte man in den dreißiger Jahren auf der Seebrücke zur Sandbank.

Im Hintergrund der Badestrand an den Dünen, wo sich heute der Deich befindet.





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Aus der Geschichte des Nordseebades

Strände verändern sich - Alles ist im Fluss, alles verändert sich, nichts bleibt so wie es ist. Dies gilt für jede Küste, denn Wasser, Wind und Temperatur (Eis) treiben die Erosion voran, Küsten formen sich ständig neu. Steine werden ausgehöhlt, Muscheln zerrieben, Sedimente und Sand abgelagert, vom Wind verweht. Wer kennt sie nicht, die unterschiedlichsten Küstenformen von den Felsenriffen, den Steilküsten bis zu den weitläufigen Schlick- oder Sandwatten des jungen Randmeeres des Atlantischen Ozeans, unserer Nordsee.

Von Friesland(Niederlande) über Ost-Friesland bis zu uns nach Nordfriesland und weiter nach Dänemark zieht sich diese einzigartige 450 Kilometer lange flache, weitläufige Küste, das Wattenmeer, hin. Nicht umsonst ist dieses großartige Filtersystem, diese Kinderstube für Fische und andere Meeresbewohner unter Schutz gestellt worden mit dem Nationalpark Wattenmeer. Mit über 2.000 Tierarten, rund zehn Millionen Zugvögeln, die hier jährlich Rast machen, gehört das Wattenmeer zu den 120 Nationalen Naturlandschaften Deutschlands. Nun wird die Anerkennung als Weltnaturerbe angestrebt. Das Wattenmeer würde damit in den Kreis der anerkannten einmaligen Natur-gebiete aufgenommen. Dazu zählen unter anderem die Galapagos-Inseln und der Grand Canyon.

Und mitten in diesem Nationalpark, der 1985 beschlossen wurde, standen die Pfahlbauten von St. Peter-Ording, wurden Strandabschnitte als Parkplätze für Autos genutzt. Wie konnte das geschehen? Wie immer ganz einfach: Es hat sich so entwickelt.

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Badestelle im Ortsteil Bad

Gebadet wurde am heutigen Deich. Die ersten Hotels standen im Ortsteil Bad. Der eigentliche Strand im Bad befand sich am heutigen Deich. Dort konnte man bis 1926 baden und sich in die Strandkörbe an den Dünen legen.

Einen Dünenrest gibt es noch heute östlich von der Buhne, wo bis vor wenigen Jahren auch noch Strandkörbe standen. Das heutige Vorland gab es in dieser Ausdehnung noch nicht.

Um 1900 standen fünf Hotels im Bad. St. Peter galt wegen seines Inselklimas als gesund. So schreiben Claus Heitmann und Marianne Oppel in ihrem Buch “Kleine Geschichte von St. Peter-Ording”:”...so profitierte der Ort vor allem von der Cholera, die um 1890 in Hamburg herrschte. Um nicht krank zu werden, kamen viele Hamburger nach St. Peter, die Vermietungszeit verlängerte sich beträchtlich. Es bewahrheitete sich der Spruch:”Des einen Tod, des anderen Brot”. Durch starke Mundpropaganda in Hamburg ... wurde St. Peter schon bald zum Geheimtipp,”

1895 kam der erste Führer für das Nordseebad Sanct Peter und Ording (Dr. Scheby-Buch) heraus, im dem die Heilkraft des Nordsee-Urlaubes beschrieben wurde.

Baden auf der vorgelagerten Sandbank -

die Pfahlbauten

Zu der dem Bad vorgelagerten Sandbank kam man bei Flut nur mit Booten. Natürlich mussten die Gäste auf der Sandbank auch betreut werden. Also baute man eine große Badekabine mit Kabinen zum Umziehen und Toiletten. Sie wurde auf Pfähle gestellt, damit sie nicht von der Flut weggespült werden konnte. Auch ein Strandcafé, die "Arche Noah", entstand, allerdings war dieser Pfahlbau niedriger als die Badekabine.

Die erste Seebrücke 1926

Erst 1926 baute man unter der Regie des damaligen Badekommissars Freiherr von Wechmar die erste Seebrücke und den kleinen Lesesaal, die heutige "Insel".

Von den Dünen, dem eigentlichen Badestrand, flanierte man über die Brücke zur Sandbank. Über dem Priel hatte man die Brücke höher gebaut, damit Fischkutter und Segler hindurch fahren konnten. Zwei Anlegetreppen führten zum Priel für Hallig- und Helgolandfahrten vorgesehen. Beim Blick zurück von der Brücke erkennt man auf den Bildern den Dünenstreifen mit den Strandkörben. Wo hier bei Flut zwischen Sandbank und dem Bad nur Wasser zu sehen war, ist inzwischen alles verlandet. Nur einzelne Priele sind noch zu sehen, die allerdings in den letzten Jahren wieder breiter geworden sind.

Nicht nur Sturmfluten, auch der Eisgang im Winter machte den Pfahlbauten und der Seebrücke zu schaffen. Man baute nach dem Eiswinter 1927, der Teile der Brücke zerstörte, die Brücke etwas höher wieder auf und brachte sogenannte Eisabweiser an der Brücke und den Pfahlbauten an.

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Das Badeleben spielte sich vornehmlich im Ortsteil Bad ab

Dass die meisten Badegäste sich im Ortsteil Bad aufhielten hing nicht nur mit den Hotels und den Privatquartieren zusammen, die man dort vorwiegend fand, sondern auch mit den Anreisemöglichkeiten.

Die Anreise mit dem Auto oder dem Bus lag noch in den Anfängen. Ab 1900 führte die Eisenbahn bis Garding und nur noch die letzte Strecke war mit der Kutsche oder dem Auto zu bewältigen. Die schwierige Anfahrt durch die Kirchenleye (heute die Eiderstedter Straße und der Alte Badweg) wurde erst 1909 mit einer Klinkerstraße befestigt, die man den "Hungerleidern", den Hoteliers nun endlich zugestand. 1913 kam das Ehepaar Drs. Felten nach St. Peter-Ording. Sie bauten das Sanatorium "Goldene Schlüssel". Damit wurde die heilsame Wirkung des Inselklimas offenkundig und zog wiederum mehr Gäste an. 1932 wurde die Eisenbahnstrecke bis Ording erweitert, so dass jedermann bequem in den Ortsteil Bad und Ording kommen konnte. Das Dorf hatte sich selbst "ausgesperrt", denn man wollte die Bahn nicht im Dorf haben und deshalb lag der Bahnhof "Süd" für damalige Zeiten weit ab.

Der Badestrand vor dem Ortsteil Bad war der bekannteste und auch der am meisten besuchte Strand bis Ende der sechziger Jahre.

Aus Sandwatt wurde Vorland

In den vierziger und fünfziger Jahren veränderte sich der Strand. Immer mehr Vorland bildete sich direkt vor dem Bad, so dass man bald nur noch auf der Sandbank baden konnte. Damit wurde die Seebrücke für das Badzentrum immer wichtiger.