Gastpredigt von Dr. Frank Hofmann: „Der zwölfjährige Jesus im Tempel“
04. Januar 2015, hjr

Der Gottesdienst dieses zweiten Sonntags nach Weihnachten in der St. Peter-Kirche war nicht nur personell anders. Die Predigt hielt der Journalist und Sachbuchautor Dr. Frank Hofmann aus Hamburg, der zu seiner Tätigkeit als Chefredakteur des ökumenischen Vereins „Andere Zeiten“ zurzeit noch ein theologisches Fernstudium absolviert. Die Orgel spielte Carsten Jasper aus Büsum in Vertretung für KMD Christoph Jensen, bei Orgelvorspiel- und –nachspiel auf der Geige begleitet von Rosmarie Glatz, ebenfalls Büsum. Die liturgische Leitung hatte Pastorin Regine Boysen. Der Predigttext bezog sich auf die Geschichte des zwölfjährigen Jesus im Tempel im Lukas-Evangelium, Kap. 2. Sie kann wegen des Termins 4. Januar auch seltener Gegenstand der Predigt sein. Für die Predigttexte gibt es nämlich innerhalb des Kirchenjahres eine entsprechend vorgegebene Abfolgeordnung. Pastorin bzw. Pastor haben aber eine auf Ausnahmefälle beschränkte Wahlfreiheit.

 

Den Zeitpunkt zwischen den Tagen vom 25. Dezember bis zum 06. Januar aufgreifend, lenkte Dr. Frank Hofmann den Blick zunächst auf den „Schwebezustand“. In ihm befänden wir uns ja in dieser festlichen Zeit noch. Beim Sortieren der Vorsätze gehe es darum, heraus zu finden, was wirklich wichtig sei. Von seiner Persönlichkeitsentwicklung her befand sich Jesus nämlich auch in solch einem Zustand. Doch während heute die Pubertät den Übergang zwischen zwei Entwicklungsstadien kennzeichne, „plumpste man zur Zeit der Antike direkt ins Erwachsenenleben“.

– Das wird übrigens nicht nur im Lukas-Evangelium deutlich. Über Jesu Lebensjahre von der Geburt bis zur Bar Mizwa – Erlangung der Religionsmündigkeit mit 13 Jahren im Judentum, verbunden mit der Übernahme religiöser Pflichten wie z.B. dem Vorlesen aus der Thora – wird bis auf die Beschneidung nach acht und die Darstellung im Tempel nach 40 Tagen – wenig berichtet. Pastor em. Hans Peter-Honecker hat dazu einen sehr lesenswerten und höchst informativen Artikel in der aktuellen Ausgabe von „Achteihn“ (15. Nov. 2014 bis 15. Febr. 2015) für die Kirchengemeinde St. Peter-Ording und Tating unter der Rubrik „+) ... und unter das Gesetz gestellt“ veröffentlicht. Ein Besuch der St. Peter-Kirche und eine genaue Betrachtung der Altarbilder wird empfohlen. Einem schriftlich verfassten Kirchenführer kann man zusätzliche Informationen entnehmen. –

Jesus hatte sich ohne Abmeldung zwei Tage (!) von seinen Eltern entfernt. Die suchten ihn und fanden ihn im Tempel. Dort hatte er die Autoritäten aufgesucht, ihnen zugehört und Fragen gestellt. So suchte er seinen Zugang zu Gott. Er ging auf Distanz zu seinen Eltern, aber nicht um mit ihnen zu brechen. Diese schalten ihn wegen seiner Abwesenheit auch nicht, sondern teilten ihm ihre Sorge um ihn als „Ich-Botschaft“ mit. Also nicht wie heute „Helikopter-Eltern“. Jesus redete im Tempel von Gott als seinem Vater. Diese Aussage von ihm war für die dort Versammelten das Neue und ist das Programmatische an der Botschaft des Evangeliums. - „Jesus ist ganz Mensch! - Christus ist ganz Gott!“ so brachte Dr. Frank Hofmann das „Menschsein“ Gottes, seine „Menschwerdung in der Geburt Jesu“ kurz gefasst auf einen Nenner. Für die fünfzig anwesenden Gemeindeglieder war das „leibhaftige Glaubensbotschaft“.

Lieder wie „Der Morgenstern ist aufgegangen“ und „Hört der Engel helle Lieder“ sowie das Orgelvorspiel mit der Ballade in D-Dur von Matthias Nagel (* 1958) und das Orgelnachspiel mit „Loure“ von Pierre de Paepen (1669-1753) ergänzten und bereicherten diesen Gottesdienst kirchenmusikalisch ganz im evangelisch-lutherischen Sinne

Siehe auch Jahrbuch St. Peter-Ording – Juli 2013 „Wie moralisch muss man als Christ leben?“