Konzertereignis mit dem Propsteikantatenchor in der St. Laurentius-Kirche
25. Januar 2015, hjr

Durch einen glücklichen Zufall kam es in der ausverkauften Kirche St. Laurentius in Tönning am letzten Sonntag nach Epiphanias beim Abschluss des Weihnachtsfestkreises zu einem Konzertereignis der besonderen Art: Kantor Christian Hoffmann hatte 2011 eine CD mit Kantaten von Christoph Graupner (1683-1760) erhalten und war von dessen Musik sofort begeistert. Mit dem Propsteikantatenchor, den Solisten Monika Mauch (Sopran), Georg Poplutz (Tenor), Dominik Wörner (Bass) und der Capella Laurentii mit 16 Musikern wurden jetzt unter seiner Leitung sieben Kantaten, durch den Titel „Ein Weihnachtsoratorium“ zusammengefasst, aufgeführt. Musiziert wurde auf Barockinstrumenten, darunter Laute und Parforcehörner, Trompeten sowie vier Pauken. Echopreisträgerin Ulla Bundies auf ihrer Barockgeige war die Konzertmeisterin.

„Die Nacht ist vergangen, der Tag aber herbei kommen.“ So beginnt überraschend und beeindruckend die Kantate für den 1. Advent 1722. Unter einem leisen pochenenden Streicherklang entwickelt sich ein atemberaubendes Hornsolo. Zu ihm gesellt sich der Chor, der lautmalerisch auf einem ausgehaltenen Akkord „Die Nacht“ darstellt, um dann sogleich in die Aktivität des Tages in starker Rhythmisierung des Textes überzugehen. Nach diesem phantasievollen Einstieg folgt für den zweiten Textteil „Lasset uns nun ehrbarlich wandeln als am Tage“ eine kontrapunktisch streng geführte klangvolle Fuge. Graupner hat eine Vorliebe für zarte, natürliche Melodien mit Ohrwurmcharakter und Tanzrhythmen, die leicht dahinfließen und eingängig sind. Rezitativ und die anmutige Arie der Sopranistin folgen, danach die kraftvolle Arie des Basses im Wechsel mit dem Chor und Hornbegleitung, dann ein Rezitativ des Tenors. Der Chor stets sauber intonierend, klangschön und jeder Bewegung seines Dirigenten folgend, beendete die Kantate höchst stimmungsvoll mit „Erleucht doch unser Sinn und Herz“.

Die sich anschließenden ebenfalls zwanzigminütigen melodiös höchst ansprechenden Kantaten für die weiteren Adventssonntage - von dem mit siebzig Sängerinnen und Sängern großen Chor, den Solisten und Instrumentalisten unter der Leitung von Christian Hoffmann einfühlsam aufgeführt – verstärkten die Freude auf den zweiten Teil des Konzertes. Herzlicher Zwischenbeifall brachte das zum Ausdruck.- Alle Texte stammen aus der Feder des Pfarrers und Superintendenten Johann Conrad Lichtenberg (1689-1751). Die Aufführung wirkte wie ein musikalischer Gottesdienst mit Botschaftscharakter.

Mit Kantaten für den 1. Weihnachtstag 1753, den Neujahrstag 1741 und zu Epiphanias 1731 sollte es nach der Pause eine Steigerung geben. Dafür sorgten zunächst einmal die vier Pauken – auch als Melodieinstrument, die 2 Hörner in der ersten Kantate und die Trompeten in den letzten beiden Kantaten. Dominik Wörner (Bass) wusste schon von Anfang an durch seine klare, raumfüllende Gestaltung zu überzeugen. Monika Mauch (Sopran) bezauberte mit ihrer schlanken klaren und zu Herzen gehenden Stimme durch makellose Kolloraturen. Georg Polutz (Tenor), lupenrein in den Rezitativen und Duetten, erhielt nun endlich in der letzten Kantate auch seine Arie, begleitet von der virtuos gestaltenden Solovioline der Konzertmeisterin. Das Orchester spielte stets engagiert und klangschön in barocker Manier auf den Affekt des Textes ausgerichtet.

Tongewaltig, mit Pauken und Trompeten, die Macht und Größe des Herrn symbolisierend, begann die letzte Kantate. Besinnlich schließlich, anders als manche Zuhörer erwartet haben mögen, endete sie mit einem Choral um die Sehnsucht nach Seligkeit.- Herzlichen und großen, lang anhaltenden, zum Teil 'stehenden' Beifall gab es für dieses „Weihnachtsoratorium“. Christian Hoffman und sein Ensemble verabschiedeten sich vom begeisterten Publikum mit der Wiederholung des kurzen, wie ein Feuerwerk anmutenden Schlusssatzes der fünften Kantate als Zugabe.