„Sternstunden“ mit dem Trio LiMUSIN
14. Januar 2014, Hans Jörg Rickert (hjr)

Es war später Donnerstagnachmittag und der zweite Tag im Jahr 2014. Die katholische Kirche St. Ulrich war im Altarraum mit zwei schönen Tannenbäumen weihnachtlich geschmückt. Zwischen ihnen stand über diese festliche Zeit von Heiligabend bis Epiphanias auch eine Weihnachtskrippe. Ein Schweifstern war an ihrem Giebel befestigt. Ist Christi Geburt für uns doch die Sternstunde!

Davor aber Scheinwerfer und Notenständer, drei Stühle und ein Hocker von riesigen dunkelblauen Samttüchern verhüllt, die gleichzeitig den Altarraum irgendwie verwandelten; zusätzlich auf dem Hocker neben einem Ständer mit weißer Kerze ein Weinglas. So wurden die erwartungsfrohen Besucher empfangen. Es war kein Gottesdienst angesagt, und doch herrschte wenig später andächtige Stille im nur von den Tannenbaumkerzen, dem Licht in der Krippe und den Scheinwerfern beleuchteten Kirchenraum.

Das „Trio LiMUSIN – Literatur und Musik inteam“ war wieder einmal in St. Ulrich zu Gast.
Mitgebracht hatten Ihno Tjark Folkerts (Violine), Suren Anisonyan (Violoncello) und Benedikt Vermeer (Schauspiel) ihre Bearbeitung von „Sternstunden der Menschheit“. Fünf der zwölf historischen Miniaturen aus Stefan Zweigs Werk wurden in ihrer sprachlichen Verdichtung im Dialog mit Musik von Johann Sebastian Bach, Antonin Dvorak, Georg Friedrich Händel, Tommaso Vitali und Komitas dargeboten. Die Kombination der ausgewählten literarischen Werke mit besonderen Musikstücken ist es, womit dieses Trio fasziniert. Profunde Kenntnisse von Musik- und Sprachliteratur werden offenbar, wenn Folkerts virtuos auf seiner Violine spielt, Anasonyan hingebungsvoll mit seinem Cello zu einer Einheit „verschmilzt“ und ihrer beider Duo von der durch Benedikt Vermeer in markanter Sprache vorgetragenen Literatur abgelöst wird und dieser Dialog dann musikalisch und sprachlich interpretierend seine Fortsetzung findet.

Nach dem auf die Sternstunden einstimmenden Prolog von Stefan Zweig (1881-1942) spielte das Duo als erstes Musikstück das Adagio aus der Sonate g-moll von Johann Sebastian Bach BWV 1001. Da passte dann Vermeers Vortrag von Zweigs „Georg Friedrich Händels Auferstehung, 21.08.1841“. Es folgten u.a. aus dem „Messias“ Ouverture und Allegro moderato, arrangiert für Cello und Geige von Anisonyan. „Das erste Wort über den Ozean, Cyrus W. Field, 28.07.1858“ und „Die Entdeckung Eldorados, J.A.Suter, Januar 1848“ waren mit Musik von Dvorak die nächsten beiden Sternstunden. Nach einer Pause bildeten zunächst Cello-Soli mit „Horowel“ (Bauernlied) sowie „Der Kranich“ (Lied der Heimatlosen) des armenischen Komponisten Komitas den eindrucksvollen musikalischen Rahmen für „Die Eroberung von Byzanz 1453“, ehe mit „Der Kampf um den Südpold, Kapitän Scott, 16.01.1912“ und danach dann der „Chaconne“ g-moll ein sinnlich wilder Schlusspunkt gesetzt wurde.

Für die vielen Besucher war auch dieser Auftritt von Trio LiMUSIN zum Jahresanfang 2014 ein Kulturereignis der besonderen Art. Man darf gespannt sein, was beim nächsten Mal von den inzwischen seit 2002 dreizehn Produktionen dargeboten werden wird.