Willkommen zur Nacht der Kirchen in Eiderstedt
22. Juni 2014, hjr

Die Landschaft Eiderstedt ist nicht nur ein politisches und geographisches Gebilde, sondern auch eine historisch gewachsene Kirchenlandschaft, nun seit über 400 Jahren protestantisch. In St. Peter-Ording sind es St. Peter im Dorf und St. Nicolai in Ording, dazu die katholische Kirche St. Ulrich in der Badallee. Am Strand gibt es außerdem das „Karkenschipp“ für die Ökumene. Das ist den Sommer über immer offen und lädt zum Innehalten oder für die Kinder zum Hinaufklettern und danach zum Runterrutschen ein.

St. Magnus steht seit über 900 Jahren in Tating, St. Stephanus ist neben dem Leuchtturm auch Wahrzeichen von Westerhever. In Osterhever heißt die Kirche wie in Vollerwiek St. Martin, in Poppenbüll ist es St. Johannis wie auch der so benannte Johanniskoog, in Garding thront auf dem Geestrücken wuchtig St. Christian. In Welt steht St. Michael, heute vorwiegend Veranstaltungskirche. St. Nikolai gibt es außer in Ording auch noch in Kotzenbüll und Ülvesbüll. St. Laurentius heißen die beiden Kirchen in Tönning und in Kating. In Oldenswort ist es St. Pankratius, der so genannte Eiderstedter Dom, und in Koldenbüttel St. Leonhard. Drei Kirchen sind Frauen gewidmet: St. Marien in Witzwort, St. Anna in Tetenbüll und St. Katharina in Katharinenheerd, dem Heimatort von Martje Flors.

Bis auf St. Christian (wegen Renovierung) in Garding standen am Freitagabend 20. Juni alle Kirchen offen. Ein vielfältiges, alle Sinne ansprechendes Programm erwartete die Besucher. Man hatte wirklich die Qual der Wahl, aber es gab auf jeden Fall die Möglichkeit, nicht nur eine Kirche zu besuchen sondern sogar mehr und mindestens an zwei Veranstaltungen teilzunehmen.

In der St. Peter-Kirche hieß es ab 19:30 Uhr „Der Ball ist rund“. Im Stadion von Recife in Brasilien näherte sich die zweite Halbzeit zwischen Italien und Costa Rica bei der Fußball-WM so langsam dem Ende (Costa Rica gewann 1:0 !), als der ehemalige Schleswiger Propst Dietrich Heyde aus seiner Philosophie über die Fußballwelt im Licht von Glaube und Gesellschaft las und eingangs an die WM 1954 in der Schweiz erinnerte. Zur Eröffnung hatte Christoph Jensen mit einem fulminanten Orgelvorspiel eingestimmt. Man konnte zeitweise glauben, es sei die Vertonung eines Spielabschnittes mit Verteidigung, dann Tiki-Taka und Spielaufbau, danach Angriff und Tor.

In Tating (ab 20:00 Uhr) heet Gudrun Fuchs de Besöökers al hartli willkaam in de St. Magnus-Kark. Selbst die Orgel schien dann zum Eingang mit dem Praeambulum in d-moll von Matthias Weckmann (1616-1674) beim Spiel von Organist Gunnar Sundebo aus Wesselburen plattdeutsch zu klingen. Das meinte jedenfalls Pastor Ralf-Thomas Knippenberg aus Garding. Er las an diesem Abend plattdeutsche Geschichten von Rudolf Kinau im Wechsel mit Gesang von plattdeutschen Kirchenliedern ut dat Plattdüütsch Gesangbook „Op goden Kurs“. So süng de lüttje Gemeen denn ok ierst „Gah rut mien Hart un söök di Freud“. Denn güng dat mit de Lesung von „Ingelsch spraaken“ in Wessel vun Gesang un Lesung wieder.

Das Angebot in der St. Ulrich-Kirche (ab 20:00 Uhr mit Pause vor 21:00 Uhr) hatte wohl die meisten Besucher angelockt. Hier bot „Viddel 12“ ein Konzert mit christlichen Songs, Gospel und Balladen unter dem Titel „Here I am to worship“ (Anbetung, Verehrung, Gottesdienst). Der Kontakt mit dem Leiter Lukas Henke der Musikgruppe aus Bremervörde hatte sich über Diakonin Andrea Streubier von der Urlauberseelsorge ergeben. Er führte fröhlich erläuternd durch das Programm. Als er ‚Lichter leuchten hell in die Dunkelheit‘ als Weihnachtslied ankündigte, schmunzelte das Publikum. Die Gruppe begeisterte, lud zum Mitsingen und Klatschen ein. Glaubensbekundung der fröhlichen und auch besinnlichen Art.

Die kleine und so schöne Ordinger Kirche mit ihrem blauen Himmelsgewölbe war so recht geeignet für das Notturno mit Kammermusik von fünf Komponisten zur Nacht. Das hatten wohl die zahlreich erschienenen Zuhörer sich auch so gedacht und waren zu diesem Musikgenuss gekommen. Christoph Jensen spielte auf der Orgel das Concerto F-Dur von Johann Gottfried Walther (1684-1748), die Aria Quarta und sechs Variationen von Johann Pachelbel (1653-1706) und die Partita „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ von Georg Böhm (1661-1733). Er begleitete Paul Balsmeier bei der dritten Darbietung, dem Larghetto und Allegro aus der Sonate C-Dur für Blockflöte und Basso continuo (Bc.)und bei der Sonata F-Dur für Blockflöte und Bc. von Christoph Pepusch (1667-1752). Zauberhaft wurde sie zum Abschluss des Notturnos gespielt und war ein Ohrenschmaus!

Es war übrigens die 5. Eiderstedter Nacht der Kirchen – eine tolle Idee zum Sommeranfang.