Live aus dem All ins Klassenzimmer
Blick mit Meteosat 9 auf die Erde
23. Oktober 2013, Hans Jörg Rickert (hjr)

Die Nordseeschule St. Peter-Ording ist als Zukunftsschule weiterhin in Sachen Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung aktiv. Sie nahm mit allen Schülerinnen und Schülern der fünften Klasse und einer Klasse des elften Jahrgangs des Gymnasiums als erste Schule in Nordfriesland an einer „Klimaexpedition“ teil. Diese gemeinsame Veranstaltung von Germanwatch e.V. und der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein wird für Nordfriesland durch das Klimaschutzmanagement des Kreises unterstützt und gefördert. Die Energie-AG „green network“ der Nordseeschule mit Ricus Gattermann und Rüdiger Bäse aus dem 12 .Jahrgang hat mit ihren Lehrern Gonne Witt und Uwe Schwalm intensiv dazu beigetragen, dieses Projekt für die beiden Klassen an ihre Schule zu holen. Gedanke dabei war vor allem, welche Inhalte dieses Pilotprojektes seitens der Energie-AG schulisch umzusetzen wären. Das soll jetzt aufbereitet werden.



Germanwatch greift dazu Ideen von Geoscopia auf, mit dem Einsatz von Satellitentechnik ein neues Medium im Unterricht für eine nachhaltige Umweltbildung nutzbar zu machen. Thomas Rahne von Geoscopia, Geograph und Meteorologe, hatte dazu seinen Computer extra an eine Satellitenschüssel zum Empfang von Bildern des Erdbeobachtungssatelliten Meteosat 9 auf dem Dach vor dem Erdkunde-Fachraum angeschlossen. Dessen geostationäre Position bei 0° geographischer Länge im Erdabstand von ca. 36.000 km über dem Äquator ist für die Wetterbeobachtung über Afrika, dem östlichen Atlantik und Südeuropa optimal. So wird der Blick vom Weltall auf die Erde direkt ins Klassenzimmer geholt. Selbst der Blick auf St. Peter-Ording war möglich. Das war so recht etwas für die Jungen und Mädchen der fünften Klasse; der elfte Jahrgang nahm das eher gelassen auf.

Anhand des Vergleichs von Live-Satellitenbildern mit Archivbildern werden Auswirkungen des Klimawandels sichtbar gemacht. Mit Bezug darauf werden Themen wie Wetter und Klima, Treibhauseffekt und Extremwetterereignisse behandelt. Globale Wirkungszusammen-hänge werden so verständlich.

In dem sich anschließenden praxisorientierten Workshop der Verbraucherzentrale werden dann Handlungsmöglichkeiten erarbeitet, wie von jedem aktiver Klimaschutz im Alltag verwirklicht werden kann. Dazu wird Bezug genommen auf wesentliche klimarelevante Kriterien im Ernährungsbereich wie z.B. Art der Lebensmittel, Anbaumethoden, Transport, Lagerung und Verarbeitung sowie Regionalität und Saisonalität.

Für die Jüngeren war der Blick auf die Satellitenbilder eine höchst spannende Angelegenheit, konnte man daraus doch alle möglichen Daten entnehmen, dass z.B. die aktuelle Temperatur in Ägypten nur plus 12°C war und über den Gewitterwolken in einer Höhe von 17 bis 18 km minus 77°C herrschten. Fragen hatten sie: „Wie entstehen Polarlichter?“ oder „Gibt es so etwas wie eine Welthülle?“, aber auch „Ich-Botschaften“ gab es:“Ich war schon einmal im Regenwald.“ Themen wie Brandrodung, Erderwärmung und Anstieg des Meeresspiegels durch wärmeres Wasser und schmelzendes Gletschereis Eis erklärte Thomas Rahne für sie verständlich und schaffte so die Voraussetzungen für den Workshop mit den beiden Ökotrophologinnen Selvihan Koc und Mareile Jenß von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein in Kiel. Über den „ökologischen Fußabdruck“ hinsichtlich der Kohlendioxid-Freisetzung bis hin zu unserem Verbraucherverhalten erfolgte nun mit dem Saisonkalender, Arbeitsblättern und beispielhaften Mittagsgerichten Aufklärung dahingehend, dass Klimaschutz „schmecken“ kann. Klar wurde auch, dass jeder durch einen bewussten Umgang mit Energie – auf dem Fahrrad statt im Auto zur Schule - selber seinen Beitrag dazu leisten kann.

Das wiederholte sich dann altersgemäß in einem höheren Anspruchsniveau für die Klasse 11e. Der Schwerpunkt lag hier mehr bei den durch den Treibhauseffekt bewirkten negativen Auswirkungen auf das Klima und beim Verbraucherverhalten, hier auch wieder ausgehend vom ökologischen Fußabdruck bei Möglichkeiten für den Klimaschutz z.B. bei der Erstellung eines klimafreundlichen Speiseplans für die Cafeteria bzw. Mensa sowie Fragen der Ernährung. Provokativ witzig formulierten die Oberstufenschüler dann z.B. wegen der Methanzunahme durch Rinderhaltung so: „Müsli mit Schafsmilch?“ oder „Sollen wir ein schlechtes Gewissen haben, wenn wir Pommes essen?“ Für sie war eben einfach klar, dass unsere Lebensmittelauswahl und unsere Lebensweise das Klima extrem zu beeinflussen vermögen und Klimaschutz deswegen bei uns selbst anfängt.

Thomas Rahne, Selvihan Koc und Mareile Jenß waren erfreut über das lebhafte Interesse. Sie hatten es allerdings auch mit Schülerinnen und Schülern zu tun, die sie mit ihren echten Fragen und kritischen Kommentaren schon herausforderten. Chantal Mudlaff, Anja Buchholz und Bela Rühmekorf aus dem 11. Jahrgang beurteilten dieses Unterrichtsprojekt als Ergänzung zum normalen Schulalltag positiv, fanden es interessant und gut dargestellt. Dabei war der erste Teil mit den Satellitenbildern für sie aber weitaus bedeutsamer. Insgesamt beurteilten sie die Durchführung in dieser Form für eine 7. und 8. Klassenstufe insbesondere im Rahmen der Verbraucherbildung als zielführender. Für sich selbst sahen sie in dieser Kombination jedoch auch eine „Horizonterweiterung“.

Diese Veranstaltung über vier Unterrichtsstunden richtet sich an die Klassen 5 bis 12 aller Schularten und kann über die Projektleitung bei der Verbraucherzentrale – Selvihan Koc, Referat Lebensmittel und Ernährung – per Email unter koc@vzsh.de - bei einem Eigenbeitrag pro Schule von 150 € gebucht werden. Infos zur Veranstaltung gibt es im Netz unter www.vzsh.de, dort bei Beratung suchen nach Vortragsangebot/Ernährung/“Klimaschutz für Kinder und Jugendliche“. Information auch möglich über hans-martin.slopianka@nordfriesland.de.