JB: Großartiges Konzert in Tating - 2013
Außergewöhnliche Kirchenmusik in der Tatinger St. Magnus Kirche
17. Juni 2013, Hans Jörg Rickert (hjr)
Schon aus der Aufstellung des Chores der Kantorei St. Peter konnten die in großer Zahl gekommenen Besucher des festlichen Konzertes in der St. Magnus Kirche in Tating schließen, dass sie unter dem Titel „Alleluja! – Lobet den Herren in seinem Heiligtum - Heinrich Schütz und der Norden“ außergewöhnliche Kirchenmusik von besonderem Klang erwartete. Die Frauenstimmen hatten sich auf die beiden Emporen im vorderen Teil des Kirchenschiffes verteilt, die Männerstimmen im Chorraum, vor ihnen Raum für die Solisten Sabine Szameit (Sopran), Manuela Mach (Alt), Achim Kleinlein (Tenor), Johannes Wilhelmi (Bass) und Jochen Willrodt (Bass), der als fünfter Solist in den beiden Werken zum Ende des Konzertes den zweiten Bass sang. Die Instrumentalisten mit ausschließlich Barockinstrumenten – zwei Violinen, zwei Violen da Gamba, eine Violone, ein Zinck und drei Posaunen (Alt, Tenor, Bass) – hatten die Plätze davor eingenommen. Die Truhenorgel vervollständigte das 10köpfige Ensemble.
Kirchenmusikdirektor Christoph Jensen hatte ein an Heinrich Schütz (1585-1672) orientiertes Programm zusammengestellt, der zeit seines Lebens enge Kontakte zum Norden hatte. So erklangen sechs der insgesamt 26 Werke aus seinem Zyklus „Psalmen Davids 1619“, unterbrochen durch frühbarocke Musikstücke von Giovanni Gabrieli (1557-1613), Jakob Weckmann (1643-1680), Hieronymus Praetorius (1560-1629) und Thomas Selle (1599-1663). Letztere waren alle wie einige seiner Schüler ganz oder zeitweise an Hamburger Hauptkirchen tätig, z.B. St. Jacobi.
Schütz war seit 1617 Hofkapellmeister in Dresden und gilt als der bedeutendste deutsche Komponist des Frühbarock. Davor war er vier Jahre in Venedig bei Gabrieli gewesen, der Organist an San Marco und einer der führenden Musiker Europas war und den er als seinen „einzigen Lehrmeister“ bezeichnete. Von ihm hat er die Mehrchörigkeit mit der getrennten Platzierung der Chorgruppen übernommen. Außerdem hat Schütz in Deutschland den aus Italien stammenden konzertierenden Stil mit obligatem Generalbass eingeführt und ihn mit der deutschen Bibelprosa bei besonderer Bevorzugung der Psalmen vereinigt.
Die Violone übernahm als das Brückeninstrument von der Familie der Gamben zum Kontrabass gemeinsam mit der Orgel die Basslinie als Basso continuo. Der Zinck (Cornett) hatte seine Blütezeit im 17. Jahrhundert und wird im Prinzip wie eine Trompete geblasen. Er war im Zusammenspiel mit den Posaunen die Sopranstimme.
Mit „Jauchzet dem Herren, alle Welt“, Psalm 100 für zwei Chöre und Instrumente SWV 36, begann die festliche Einstimmung in das Konzert, um dann mit der „Sonata Pian e Forte“ von Gabrieli für Instrumente zu acht Stimmen den Zuhörern frühbarocke Musik melodiös und klangvoll erlebbar werden zu lassen. Nach Psalm 130 „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir“ in gleicher Formation wie zu Beginn folgte höchst gefühlvoll interpretiert Psalm 121 „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen“ für vierstimmigen Favoritchor, zwei Tuttichöre und Basso continuo. Nacheinander erklangen hier erst einzeln die Solistenstimmen, vereinigten sich und verliehen mit den Chören dem tiefen Glauben an die Behütung durch Gott stimmliche Aussagekraft. Bei dem dann anschließenden Psalm 126 in der Vertonung von Jakob Weckmann sowie den beiden Psalmen 23 und 103 von Schütz konnte man dies erneut empfinden, wieder abwechslungsreich gesungen von den verschiedenen Chören im Zusammenspiel mit den Instrumentalisten. Christoph Jensen selbst hatte es sich nicht nehmen lassen, dazwischen auf der historischen Orgel von St. Magnus das „Magnificat primi toni“ von Hieronymus Praetorius zu spielen. Die Missa super „Sei mir gnädig“ von Thomas Selle folgte auf Psalm 103, vom fünfköpfigen Solistenensemble zusammen mit Orgel und Violone klanglich wunderbar dargeboten.
Höhepunkt aber war das Psalmkonzert für zwei Favoritchöre, zwei Capell-Chöre und Basso continuo: Psalm 150 „Alleluja! Lobet den Herren in seinem Heiligtum!“ Diese Vertonung bildet auch bei Heinrich Schütz den Abschluss des Zyklus. Alle fünf Solisten, alle Chorsänger, alle Instrumente lobten in dieser 16stimmigen Vertonung wahrlich Gott, so wie es dort Ausdruck findet: „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn. Alleluja.“- Was war das für eine Klangpracht! Kirchenmusik vom Feinsten! Großes Konzert!
Zugleich war es ein Jubiläumskonzert. Denn vor 20 Jahren, genau am 17. Juni 1993, war der „Verein zur Förderung und Pflege der Kirchenmusik“ als „Orgelbauverein St. Peter-Ording e.V.“ aus der Taufe gehoben worden. Er trug entscheidend dazu bei, dass die neue Orgel in der St. Peter-Kirche bei ihrer Einweihung 1999 bezahlt war und widmet sich heute unter seinem vorangestellten Namen der „Erhaltung und Pflege der Musik in der Kirche“. Einheimische, Urlauber und Kurgäste verdanken diesem Verein seit nun schon vielen Jahren von Ostern bis Weihnachten ein wunderbares Musikangebot mit vielen und auch immer wieder besonders herausragenden Konzerten.
JB: Vorsitzender Hans Peter Honecker
Vorsitzender Hans Peter Honecker hatte daran in seiner Begrüßung erinnert und allen langjährigen Unterstützern wie Gemeinde, Tourismuszentrale, Kliniken und Mitgliedern sowie Konzertgästen herzlich gedankt. Großen Dank und Respekt erwies er den anwesenden Gründungsmitgliedern. Beifall gab es schon dafür. Großen Schlussapplaus aber gab es am Konzertende und erst recht nach der Zugabe für die Solisten, die Chöre der Kantorei St. Peter, die Instrumentalisten und für Christoph Jensen. Danke!