Henning Venske 16.02.2013 SPO
Henning Venske begeisterte im Museum
18. Februar 2013, Hans Jörg Rickert (hjr)
Bis auf den letzten Platz war die Loo im Museum der Landschaft Eiderstedt besetzt. Peter Bothe eröffnete die erste Veranstaltung der Reihe „Literatur und Musik unter Reet“ im Jahr 2013. Er musste schalkhaft eingestehen, dass Hein Hoop, der 1986 verstorbene Aktionskünstler aus Katingsiel, zu dessen 86. Geburtstag am 16. Februar diese Veranstaltung gedacht war, diesen ja schon am 16. Dezember gefeiert hätte. Aber „Hein Hoop hätte sich einen gehöögt“, denn Geburtstag habe der jeden Tag gehabt.
So begann der Abend schon im Hoop’schen Sinne. Eingeladen dazu hatte man Henning Venske. Dieser begrüßte sein Publikum mit einem knappen und kurzen „Moin“ und antwortete auf das Echo „Moin, moin“ mit „Wir wollen doch nicht übertreiben!“ und tat das dann in der Folge überhaupt nicht. Statt der auch erwarteten Texte von Hein Hoop, an den er im Laufe des Abends aber mehrfach erinnerte und den er als „lebensfrohen Melancholiker“ charakterisierte, las er eigene satirische Texte und literarische Parodien. „Das Schreiben parodistischer Texte ist die reine Wegelagerei!“ So forderte er seine Zuhörer heraus, verteilte seine Spitzen und begeisterte sie mit Wortakrobatien.
Günter Grass, Heinrich Böll, Martin Walser und Walter Kempowski, ja, Goethe, hatte er im Visier, auch „Den kleinen Prinzen“ bei den ‚Wollsocken tragenden esoterischen Frauen auf dem 6. Planeten in 71332 Waiblingen’.- Denn erst, wenn man parodiert werde, habe man es als Textfabrikant geschafft, so Venske
Mit „Ruhe, bitte!“ startete er in den zweiten Teil, denn, was jetzt zu Gehör kommen sollte, heiße „Schweigen“. Die Politik mit den von ihm ausgesuchten Protagonisten wie Angela Merkel, Peer Steinbrück, Claudia Roth und Peter Altmaier bekamen ihr „Fett“, indem er dabei die Demokratie seiner satirischen Betrachtung unterzog. Das Fernsehen mit seinem Einfallsreichtum bei der Programmgestaltung („visuelle Armenspeisung“), mit seinen Talkshows („Hilfsparlamente“) und mit der Werbung für z.B. „Krombacher“ („Keine macht den Drogen“) nahm er davon nicht aus.
Professionell trat Venske gekonnt in den Dialog mit seiner Zuhörerschaft, die nicht nur er, sondern die auch ihn begeisterte. Er bedankte sich bei seinem Publikum mit zwei Zugaben und war mit „Pferdefleisch“ und „Doktortitel“ auf dem aktuellen Satiregipfel. Dass er dabei die Dissertation des Joseph Ratzinger einer Plagiatsbetrachtung unterzog, hatte er so eingeleitet: „Das Folgende haben Sie herausgefordert. Sie wollten es ja nicht anders!“
Das Publikum war begeistert. Und Hein Hoop hat sich auf seiner Wolke über dem Katinger Watt sicher „einen gehöögt“.
Applaus und Zugaben - Henning Venske
Henning Venske