Orgelkonzert am Michaelistag in der St. Magnus Kirche Tating
30. September 2013, Hans Jörg Rickert (hjr)

Wie der Petritag am 22. Februar ist der dem Erzengel Michael gewidmete Michaelistag am 29. September ein Gedenktag, an dem im Mittelalter Rechtsgeschäfte wie laufende Pacht- oder Zinszahlungen getätigt wurden. Im Christentum gilt Michael als der Bezwinger des drachengestaltigen Teufels (Höllensturz). Zugleich ist er der Seelenwäger am Tag des Jüngsten Gerichtes.

Von Papst Gelasius I. wurde dieser Tag im Jahre 493 festgelegt. Seit der siegreichen Schlacht gegen die Ungarn auf dem Lechfeld bei Augsburg am 10. August 955 war Erzengel Michael dann Schutzpatron des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Die Ungarn waren seit 899 wegen ihrer Plünderzüge in Mitteleuropa gefürchtet.-

„Michaeli“ ist so zu einem fröhlichen Festtag geworden, an dem gerne Erntedank und Kirchweih gefeiert wurden. Bis heute wird dieser Tag in der römisch-katholischen
und der anglikanischen Kirche wie auch in einigen protestantischen Kirchen begangen. Zugleich fällt dieser Tag in den Herbstanfang, wo Hell und Dunkel, Licht und Finsternis gegeneinander stehen. Der Erzengel wird so an dunklen Tagen und in der Nacht zu unserem Begleiter. Und in Mozarts „Reqiem“ heißt es: „Vielmehr geleite sie St. Michael in das heilige Licht.“ Die Exequien für Mozart fanden am 10. Dezember 1791 in der Michaelerkirche zu Wien statt.

Bewusst hatte der „Verein zur Pflege und Förderung der Kirchenmusik St. Peter-Ording e.V.“ dieses Konzert anlässlich des sonntäglichen Michaelistages am 29.September 2013 in die St. Magnus Kirche Tating mit ihrem ehrwürdigen Raum und der klangvollen Paschen-Orgel mit ihrer historischen Stimmung gelegt. Die Orgel stammt ursprünglich aus dem Jahre 1591. -„Anno 1591“ ist an der Schmalseite der Empore in Richtung Orgel zu lesen.- Der Renaissanceprospekt aus dieser Zeit ist in Teilen noch erhalten. Nach völligem Umbau 1899 durch Orgelbauer Emil Hansen aus Flensburg bei Erhalt der Fassade wurde sie 1967/1983 in der jetzigen Gestalt von der Firma H.O. Paschen als Werk mit 22 Registern neu errichtet, 2007 überarbeitet und mit der historischen Stimmung versehen.

Kirchenmusikdirektor Christoph Jensen hatte ein höchst interessantes und abwechslungsreiches einstündiges Programm mit Orgelmusikwerken des 17. und 18. Jahrhunderts zusammengestellt. Mit dem Praeludium in F von Franz Tunder (1614 – 1667) – Organist an der Marienkirche zu Lübeck und Schwiegervater von Dietrich Buxtehude – begann das Orgelkonzert mit einem fröhlichen Auftakt. Ebenfalls festlich und fröhlich endete es mit der Sonata C-dur von Franz Xaver Schnizer (1740 – 1785), zunächst Chorknabe, seit 1766 dann Organist im Stift der Benediktinerabtei Ottobeuren. Kenner bezeichnen ihn als einen der besten Organisten seiner Zeit. Bei dieser Sonata vermeinte sich manch Zuhörer versetzt in ein Erntedankfest mit Kirchweih und Kirmes.

Mit diesen beiden und Daniel Erich, ab 1679 Organist in Güstrow, Dietrich Buxtehude, Johann Pachelbel, ab 1695 an der Sebalduskirche in Nürnberg tätig, Georg Muffat (1653 – 1750), Johann Sebastian Bach und Wolfgang Amadeus Mozart hatte er den Bogen weit gespannt von der Norddeutschen Orgelschule zur süddeutschen Orgeltradition. Das wurde besonders deutlich bei der „Toccata Sexta“ aus dem „Apparatus musico-organisticus“ (1690) von Muffat. Äußerst gelungene Abwechslung in die Abfolge brachten zusätzlich der Orgelchoral „Allein zu dir, Herr Jesu Christ“ von Erich sowie die Choral-Partiten „Freu dich sehr, o meine Seele“ von Pachelbel und „Christ, der du bist der helle Tag“ von Bach BWV 766 durch Setzung zwischen die Instrumentalstücke.

Leider war die Kirche mit an diesem Orgelkonzert dreißig interessierten Gästen nur mäßig besetzt. Sie aber dankten Christoph Jensen mit herzlichem Applaus für diesen Orgelmusikabend.