Innovatives Lernexperiment mit Lernexperten
10. Februar 2015, hjr

JB-2015: Lebendiger Lernort Schule - Nordseeschule

Lebendiger Lernort Schule: Die mehr als 100 Schülerinnen und Schüler des zwölften G8/G9-Doppeljahrgangs des Gymnasialteils der Nordseeschule in St. Peter-Ording stellten sich in der Aula mit Moderatorin und Impulsgeberin Diplom-Physikerin Dr. Irene Neumann (Lehramt für Mathematik und Physik) und ihrem Team gemeinsam Fragen des Lehrens und Lernens in den Naturwissenschaften. Mit ihr waren vom Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften (IPN) und Mathematik an der Christian-Albrecht-Universität (CAU) zu Kiel Doktorand Hanno Michel (mit abgeschlossenem Lehramtsstudium für Physik und Biologie) und die Mathematikerin und jetzt Psychologie Studierende Andrea Witthohn als studentische Hilfskraft an die Schule gekommen. Otto Schnurr aus Mildstedt, zurzeit Vertretungslehrkraft für Philosophie in St. Peter-Ording, hatte mit seinem Fachschafts-Kollegen Torsten Westphal diese Idee zu einem „Fachtag Philosophie für alle“ gehabt. In Absprache mit der Schulleitung war es dann zur Aufnahme von Kontakt mit dem IPN an der CAU gekommen. Alle zusammen waren sie bei diesem Projekt ausnahmslos zugleich Lehrende und Lernende, wurde doch dieser Studientag Philosophie erstmalig in einer solchen Form unter so breiter Beteiligung von Lernexperten durchgeführt.

JB-2015: Lebendiger Lernort Schule - Nordseeschule

Otto Schnurr referierte zunächst über „Methoden der Wissenschaften“. An sinnhaften und allen Teilnehmern bekannten Beispielen erläuterte er die Verfahren Deduktion, Induktion sowie Hermeneutik. Dabei schärfte er u.a. den Blick für Rand- und Umgebungsfaktoren, hob die Bedeutung von Operationalisieren und Quantifizieren hervor und informierte über Deutungsmuster und Paradigmenwechsel. Dr. Irene Neumann veranschaulichte anschließend über ein „witziges Pappröhrenexperiment mit vier Strippenenden“ die naturwissenschaftliche Herangehensweise. Schülerinnen und Schüler erhielten den Auftrag, sich in Gruppen mit je fünf Mitgliedern zu einem von diesen vier Themen auseinander zu setzen: Dualismus von „Welle und Teilchen“, „Atommodelle“, „Expansion des Universums“ und „Energie“. Mit Hilfe von Leitfragen wurden anhand von Arbeitsmaterialien und anderen eigenen Möglichkeiten der Beschaffung von Informationen Poster erstellt und später die Arbeitsergebnisse darüber jeweils den anderen Themengruppen vorgestellt und erläutert. Höchst motiviert hatten sich alle dieser Herausforderung gestellt. „Das war besonders hinsichtlich des Zeitrahmens sehr anspruchsvoll“, meinten die jungen Leute. Man habe sehr viel lesen müssen. Es seien gerade auch viele physikalische Kenntnisse gefragt gewesen.

Der Austausch unter jeweils vier Gruppen dann wieder in der Aula an insgesamt fünf Stellwänden war von großem gegenseitigen Interesse und Anerkennung der Arbeit der anderen geprägt. Diszipliniert erfolgte nach vier Stunden konzentrierten wissenschaftlichen Arbeitens abschließend die Zusammenführung im Plenum, um unter Moderation von Dr. Neumann bei verschiedenen Themen und Fragestellungen ähnliche Ansätze der Erkenntnisgewinnung herauszufinden. Es war ein erfolgreicher Lerntag geworden, den einige in Kürze so kommentierten: „Super Idee, dieser Fachtag! Hoher Anspruch. Organisation optimierbar!“

Das Interesse der Schule an diesem Projekt war groß. Weitere Kolleginnen und Kollegen nutzten Möglichkeiten, die Gruppen zu beraten. Neben eigenem Informationsgewinn brachten sie sich so auch in dieses Projekt mit ein. 12. Jahrgang und Lehrkäfte präsentierten sich als Mitglieder einer Art von offener Schule neuen reformpädagogischen Ansatzes, der sehr gut zur Nordseeschule als Zukunftsschule passt. Ausbildung von „Junior Rangern“ in Zusammenarbeit mit dem Nationalparkamt, Initiativen von Schülern im Rahmen von „Schüler helfen Leben“, sich anbahnende Kooperation mit Sasol in Brunsbüttel, Konzertabende mit Chören, Solisten und Instrumentalisten und anderes mehr wie die „Initiative Schule/Wirtschaft“ am Ort oder sich stetig wiederholende Präventionsprojekte zu gegenwartsbezogenen schülerorientierten sozialen und gesundheitlichen Themen im Rahmen des Unterrichtsangebotes vervollständigen diesen Eindruck und runden ihn ab.