Großartige Matthäus Passion in der Bartholomäus-Kirche in Wesselburen
GPan 21.3.2015
„Höchst vergnügt schlummern da die Augen ein.“ Tröstlich besingt der Schlusschor in der Matthäus Passion von Johann Sebastian Bach aus dem Jahre 1727 den durch die Kreuzigung dahingeschiedenen Jesus in seinem Grab. Nah beieinander sind Trauer und Trost.- Als dann der Schlussakkord verklang, war es in der großen, hallenartigen Wesselburener St. Bartholomäus-Kirche ganz still.- Die Zuhörer schienen noch in sich hinein zu hören, ehe sie sich auf das Werk und die geleistete Darbietung durch den Theodor Storms Chor von 1843, die Kantorei St. Peter, das Hamburger Barockorchester und die Solisten besinnen konnten. Es schien, als befreiten sich viele erst durch den aufbrandenden lang anhaltenden Applaus aus ihrer Konzentration. Unmittelbar war die Erinnerung an die Glaubensbotschaft gewesen, verbunden mit tiefen Gedanken an Sterben und Tod, von denen man sich wohl nur schwer zu lösen vermochte.
Kirchenmusikdirektor Christoph Jensen ist es gelungen, das große Passionswerk mit zwei Chören, den ersten Chor der Passion sogar mit einem Cantus-firmus-Chor, von über 80 Sängerinnen und Sängern aufzuführen. Christine Melzer codirigierte dabei den Kinderchor St. Peter. Die Stimmgewalt der Chöre wirkte beruhigend und zuversichtlich in den Chorälen mit bekannten Kirchenliedern. Gleichzeitig kam sie effektvoll dramatisch zur Geltung, wenn im biblischen Erzähltext Personengruppen als Turba-Chöre redend auftraten. Besonders eindrucksvoll dramatisierten Chöre und Rezitativ - Evangelist, Pontifex und Jesus - das Geschehen bei der Vernehmung: „Siehe, jetzt habt ihr seine Gotteslästerung gehöret. Was dünket euch?“ Sie antworteten und sprachen: „Er ist des Todes schuldig!“…Gleich danach wurde von den Chören kraftvoll und ruhig der Choral „Wer hat dich so geschlagen,…“ angestimmt. Der Höhepunkt des Leidens Jesu wurde dann in dem wunderbar einfühlsam gesungenen Choral „O Haupt voll Blut und Wunden“ von Paul Gerhardt deutlich.
Die Zuhörer konnten nicht nur dank der erfahrenen Solisten das Rezitativ verfolgen, sondern es auch in dem gut aufgemachten Programmheft mitlesen. Gekonnt trugen Stefan Zelck (Tenor), Johannes Wilhelmi (Bassbariton), Andreas Kruppa (Bass), Manuela Mach (Alt) und Claudia Bertz (Sopran) die Bibeltexte mit ihren klaren Stimmen vor und gestalteten bedeutungsschwere Wörter so aus, dass auch Emotionen zu spüren waren. Etwas ganz besonderes war ihr Zusammenklang mit den Musikern des Hamburger Barockorchesters, der in den Arien verstärkt zur Geltung kam. Das Orchester spielte mit Instrumenten des früheren bis mittleren 18. Jahrhunderts. Der weiche harmonische Klang der extra hinzugenommenen Bläser mit Oboen, Querflöte und Hörnern passte sich den Stimmen der Sänger und dem Geschehen an. Es war eine Freude, zuhören zu dürfen!
Nach mehr als dreieinhalb Stunden, eine Pause (früher zur Predigt genutzt) gab es nach dem ersten Teil, erhoben sich die Besucher applaudierend von den Bänken und zollten damit ihren Respekt für diese große gemeinsame Leistung.
Mehr über das Hamburger Barockorchester in http://www.barockorchester-hamburg.de/
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