Der Glockenturm an der Kirche St. Peter sollte 1998 gebaut werden. Leider verzögerte sich dieses Vorhaben durch die plötzlich notwendig gewordene Schwammsanierung der Deckenbalken in der Kirche. Erst im Frühjahr 1999 konnte mit dem Bau begonnen werden.
Frühjahr 1999:
Inzwischen ist das Fundament an der Kirche fertig.
Der untere Teil des Turmes, in den die Glocken aufgehängt werden, steht auch schon auf dem Bauhof zum Abtransport bereit. Die Spitze ist zur Zeit in Arbeit. (Fotos: Dr. Kolb)
Das gibt es in diesem Jahrhundert bzw. Jahrtausend nur dieses eine Mal in St. Peter-Ording zu sehen:
Ein Glockenturm/Glockenstapel wird errichtet und auf sein Fundament gesetzt.
Der Turm
Hözerne Glockentürme, "Klockstapel", prägen die Eiderstedter Landschaft, seit es hier Kirchen gibt. Und das ist immerhin schon seit 1103 (!) der Fall. Es sollen einstmals bis zu sechsundzwanzig Kirchen gewesen sein, von denen heute noch achtzehn stehen. Die fehlenden Acht haben sich das Meer und der Sand geholt. Inzwischen sind allerdings in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts bekanntermaßen wieder zwei Kirchen dazugekommen, die beiden katholischen: St. Ulrich in St.Peter-Ording und St.Paulus in Tönning.
Am Anfang, also vor nun bald neunhundert Jahren, hat man die Kirchen zuerst aus Holz gebaut. Aber die "sind bald vergangen", steht in den alten Urkunden. So haben wir seit nun etwa achthundert, also seit der romanischen Epoche, Kirchen aus (Back-) Stein) hier in Eiderstedt. Der Zwischenchor in der Kirche St.Peter, zwischen den beiden Bögen, stammt noch aus jener Zeit. Dabei soll die Nordwand unverändert sein, über acht Jahrhunderte hinweg!
Bei den Glockentürmen hat sich die Holzbauweise noch lange erhalten, bis ins neunzehnte Jahrhundert hinein. Dann hat man fast alle die altehrwürdigen "Klockstapel" abgebaut. Heute stehen "dran". Wir wissen nicht genau, warum. War er reparaturbedürftig? Oder fiel er einfach einer "Mode" zum Opfer? - Jedenfalls hat man damals den kleinen Dachreiter im Westen der Kirche errichtet und die Glocken in den Dachstuhl gehängt. Das Ergebnis kennen Sie: es läutet nun vor allem in der Kirche und nicht mehr draußen. Außerdem werden Dachstuhl und Orgel durch die Schwingungen beim Läuten erheblich belastet. Nun soll also das Rad der Geschichte an diesem Punkt zurückgedreht werden.
Die Planungen laufen auf Hochtouren. Mit den Bodenuntersuchungen für die Fundamentierung ist bereits begonnen worden. Es hat ein Entwurf das Rennen gemacht, der die alte und die neue Zeit verbindet: Die Grundform ist von den alten Eiderstedter "Klockstapeln" übernommen. Unten jedoch bleibt der Turm offen, um ihn als Werk einer anderen Epoche erkennbar zu machen. ( Das wurde geändert - der Turm ist ganz verkleidet!) Anm. G.Panskus
Kern und Lastträger der Konstruktion ist ein Balkengerüst, das zugleich auch als Glockenstuhl dient. Außen wird das Ganze mit Brettern verschalt, das Dach mit Holzschindeln gedeckt. Kugel und Blitzableiter krönen das Bauwerk.
Der Entwurf des Architekten Bertram Steingräber aus Plön hat allgemeinen Anklang gefunden, wenn es diese Lösung auch nicht erlaubt, einen zusätzlichen Abstellraum (und der ist für Kirche, Gemeindehaus und Friedhof dringend nötig) zu schaffen. - Vorteil dieser Lösung ist, daß mit dem offenen Durchgang die Gräber rundum besser zugänglich bleiben. Vor allem aber stand der Gedanke Pate, der Kirche als dem Hauptgebäude durch die "Leichtfüßigkeit" des Turms das eigentliche "Gewicht" in der Gesamtansicht zu lassen.
Was uns aber am allermeisten freut, ist dies, daß die AG-Orts-Chronik die Errichtung des Turms zu ihrer Sache gemacht hat. - Das trägt ein Stück mehr dazu bei, daß sich der ganze Ort das Turmprojekt zu eigen macht, mit allem was daran hängt. Ganz ähnlich wie der Ort zuvor das Projekt "Jan und Gret" angenommen hat und auch die Erneuerung der Orgel seit Jahren auf das Großzügigste unterstützt.- Wir danken den Mitgliedern der AG Orts-Chronik mit ihrem Vorsitzenden Claus Heitmann ganz besonders. Und danken allen, die uns bei diesem in finanziell schwieriger Zeit natürlich nicht einfachen Unternehmen geholfen haben und helfen, Wir danken Ihnen im Einzelnen wie auch manchen Gruppen, - und nicht zuletzt der Gemeinde St.Peter-Ording mit Bürgermeister und Mitarbeitern. Kurverwaltung und Gemeinde haben sich bereit erklärt, ihre Hallen für das Zimmern des Turmes zur Verfügung zu stellen. Auch das ist eine ganz große Hilfe.
Mit das Schönste aber ist die Bereitschaft der vier "Holzbearbeitungrentner" (so haben sie sich in dem Schreiben der AG Orts-Chronik selbst genannt), drei Zimmerleute und ein Tischler, die zur Errichtung des Turms erforderliche Arbeitsleistung kostenlos zu übernehmen und damit einen erheblichen Teil der Leistung der AG-Orts-Chronik zu erbringen. Wir freuen uns darüber sehr und danken besonders! Die letzte Verantwortung für den Bau bleibt damit natürlich bei dem Architekten Steingräber aus Plön und der Zimmerei Renfranz aus Witzwort, in deren Namen der Bau ausge-führt wird. Wir stellen Ihnen die vier Holzbearbeitungsrentner vor: Karl Heinz Hansen, Karl Heinz Peters, Karl Wiese, Fritz Fock Wir danken nocheinmal und wünschen den Bauleuten viel Glück, vor allem aber einen unfallfreien Fortgang der Arbeiten .
Im Übrigen wird der Turm in der Halle auf dem "Reißboden" vorgearbeitet und dann an seinem künftigen Standort im Südosten der Kirche (auf dem kleinen Berg) zusammengesetzt. (Auch hier eine Änderung: Der Turm wurde auf dem Bauhof der Gemeinde zusammengesetzt und wird mit seinen zwei Teilen per Kran auf das Fundament gestellt.) Anm. G. Panskus
Die Spitze soll dann als Ganzes aufgesetzt werden, per Kran. - Das ist insgesamt eine ganz schöne Herausforderung an die Handwerker, und natürlich eben darum auch besonders reizvoll. Wir rechnen mit der Fertigstellung spätestens im Herbst dieses Jahres. Die Ma&sße des Turms: H&öhe: 11,65 m , mit Kugel und Blitzableiter ca. 3 m mehr. Breite: 5,00 x 5,00 m im Quadrat, Höhe der Dachtraufe: 6,75 m Glocken: 4, wie bisher.
Autor: Pastor Honecker, St. Peter-Ording, 1998
Heute ist der Turm nicht mehr wegzudenken!
Kirche Ording - Gemeindehaus- Kirche St. Peter