Schulhofgestaltung nimmt Formen an
13. Juni 2013, Hans Jörg Rickert (hjr)
Richtig was los ist auf dem Grundstück des Gymnasiums der Nordseeschule St. Peter-Ording in der Pestalozzistraße. Seit dem 10. Juni 2013 sind jeden Tag zwei Klassen eifrig dabei, ihren künftigen Schulhof gemäß der Planung zu begrünen und künstlerisch zu gestalten. Unterstützt werden sie dabei von einem eigens deswegen eingerichtetem Workcamp des Internationalen Jugendgemeinschaftsdienstes (IJGD) mit 16 jungen Leuten im Alter von 18 bis 25 Jahren aus aller Welt - Südkorea, Ukraine, Russland, Serbien, Kroatien, Frankreich, Spanien, USA, Kanada und auch Deutschland – betreut von Mehadji Elahmar aus Algerien und Anna Heimbrock, deutsche Studentin aus Maastricht in Holland, alle freiwillig und ehrenamtlich tätig. Untergebracht sind sie im Gästehaus Campus Nordsee.
Die Betreuung und Anleitung übernehmen vom Planungsbüro „Mut zur Wildnis“ die Spielraumplaner Ingo Wiegand und Meike Marxen sowie die für die künstlerische Gestaltung zuständige Bildhauerin Anne Ochmann aus Berlin. Bis zum 20. Juni werden die Arbeiten laufen. Dazu gehören vor allem umfangreiche Pflanzungen und die Herstellung eines Wegesystems im angrenzenden Waldgebiet des Schulhofes sowie gestalterische Aufgaben.- Der Asphaltbelag der vergangenen Jahrzehnte ist aber schon endgültig Vergangenheit. Im Frühjahr hatten die grundlegenden Bauarbeiten durch die Firma Garten- und Landschaftsbau Schnoor aus Hüsby/Schleswig begonnen.
Vorangegangen ist eine lange Planungsphase, denn der Schulhof soll in Zukunft ein kindgerechter, anregungsreicher und ökologischer Lebens- und Lernraum sein. Die Anregung kam aus der Elternschaft. Um das zu verwirklichen, wurden die Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen von Beginn an aktiv in den Planungsprozess eingebunden. Das hat nicht nur dazu beigetragen, den Dialog an der Schule zu fördern, sondern wird wesentlich zu einer erhöhten Idenftifikation der Schüler mit ihrem Schulhof beitragen.
Zunächst hatte sich im November 2011 eine Gruppe von Eltern-, Schüler-, Lehrer-, Schulverbands- und Amtsvertretern einen Eindruck über einen bereits von „Mut zur Wildnis“ umgestalteten Schulhof in Büsum verschafft. Das hat die Idee zu dem Projekt entscheidend befördert. Seitens der Schulkonferenz wurde danach für die schulischen Aktionen eine Steuerungsgruppe eingesetzt, an der Spitze Ruth Thomas (Schulelternbeiratsvorsitzende) und Wolfgang Belz (Kollegium).
In den Wintermonaten 2012 wurden Ideen und Wünsche gesammelt und zügig im Rahmen des Kunstunterrichtes modellmäßig umgesetzt. Im Planungszirkel mit Vertretern der Schülerschaft, der Lehrkräfte und des Schulverbandes einigte man sich daran orientiert über Schwerpunkte. Sie bildeten die Grundlage für einen ersten Planungsentwurf.
Ende März 2012 schloss sich ein zweiter Planungszirkel mit den Vertretern des ersten mit zusätzlichen Botschaftern aus jeder Klasse und der Elternvertretung an. Aus dieser Diskussion ging dann die endgültige Planung für die Schulhofgestaltung hervor. Begleitet und moderiert wurde der gesamte Prozess seit Anbeginn vom Planungsbüro „Mut zur Wildnis“.
An finanziell erforderlichen Mitteln sind seitens des Schulverbandes Eiderstedt für 2013 ca. 290.000 € veranschlagt. 30.000 € davon übernimmt die Aktiv-Region Südliches Nordfriesland und 5.000 € die Bingo-Umweltlotterie. Die Schülerschaft selbst sammelte Spenden. Die Schule hat öffentlichkeitswirksam zu Sponsoring aufgerufen und veranstaltete mit den 500 Schülerinnen und Schülern am 30. April einen Sponsorenlauf: Über 20.000 € kamen dabei zusammen. Insgesamt sind es so inzwischen bis heute über 40.000 € geworden. Der Sammelerlös beim Konzert der „Big Band“ der Bundeswehr am 26. Juni wird ebenfalls zu Gunsten des Schulhofes verwendet. Und noch ein starker Partner ist dabei: Die Fielmann AG. Sie stiftet die Pflanzen.
Für Kunst im öffentlichen Raum wurden zusätzlich 25.000 € Fördermittel eingeworben, so dass auch das gewünschte Mosaikprojekt verwirklicht werden kann. Für dessen Planung und die Umsetzung der Schülervorstellungen ist Anne Ochmann verantwortlich. Sie entwickelte mit den Schülerinnen und Schülern die Nordseewelle und setzte mit ihnen deren „freche“ Ideen für die Skulpturen um. Den Bezug heutiger Jugendlicher zum Meer vergegenwärtigen nun ein versinkendes Surfboard, ein Flip-Flop und eine Sonnencremetube statt herkömmlich Muschel, Seestern oder Schiff. Die Bildhauerin hat die Formen nach den Schülervorschlägen jeweils aus Beton gefertigt. Nun ist sie mit den Jugendlichen dabei, die Nordseewelle und die Skulpturen mit Mosaiksteinchen flächig zu „bekleben“. 250 Steinchen zeigen in den Flächen verstreut keramische Motive, die Schülerinnen und Schüler im Unterricht mit ihrer Unterstützung gestaltet haben.
So wird der Schulhof der Nordseeschule ein Beispiel sein für interdisziplinäre Zusammenarbeit, demokratisches Engagement an der Schule, regionale und internationale Unterstützung sowie nicht zuletzt auch Völkerverständigung.
Leonie Trapp und ihre Mitschülerinnen und Mitschüler aus der Klasse 10a empfanden einfach Spaß bei ihren Arbeiten für den Schulhof. Für sie war es „eine schöne Erfahrung, in einer Gruppe und mit jungen Leuten aus aller Welt zusammen zu arbeiten und vor allem, auch sagen zu können: Wir haben unseren Schulhof mitgestaltet.“
Die Einweihung der Anlage auf den insgesamt 2500 Quadratmetern wird nach den Sommerferien im neuen Schuljahr am 23. August sein. Es wird schon vorher Leben herrschen um und auf den drei Klettersteinen in Form von Fischköpfen, um die Skulpturen, im Niedrigseilgarten, auf dem Basketballfeld und bei Tischtennis. Zum Ensemble gehören außerdem noch ein „Walk of Fame“ für die Abiturienten, ein Theaterforum, ein Kräutergarten und ein grünes Klassenzimmer.