AG-Ortschronik: Verein mit Augenmerk für St. Peter-Ording
Hans Jörg Rickert, 25. März 2012
„Wo ist denn hier Klein Molfsee?“ – Ein größeres Lob als diese Frage eines Urlaubers für die „Historische Insel“ der AG Orts-Chronik könne es nicht geben, betonte der stellvertretende Bürgermeister Peter Hansen in seinem Grußwort, in dem er die hervorragenden Leistungen des Vereins würdigte. Vergessenes werde so erlebbar gemacht.- Peter Brancke als Hausherr des Museums der Landschaft Eiderstedt betonte seinerseits dann die wachsende Zusammenarbeit der Vereine Orts-Chronik und KulturTreff, sichtbar insbesondere auch durch die Vereinbarung zwischen der Gemeinde und der AG. Diese besagt nämlich, dass der Verein im Falle der Auflösung, weil der Vereinszweck in einiger Zeit erfüllt scheint, sein Eigentum an immobilen Bestandteilen an die Gemeinde übergeben wird. Zugleich aber werde der Verein KulturTreff dann den Betrieb und die Unterhaltung der Historischen Insel übernehmen und als Annex zum Museum betreiben. So ist bei Augenmerk auf die Vergangenheit mit Augenmaß zugleich Vorsorge getroffen für die Zukunft.
Claus Heitmann wies dann in seinem Jahresbericht ergänzend dazu auf die erfolgte Zusammenführung der Archive von Museum und Ortschronik hin und ging u.a. näher auf die handschriftliche, echte, gut erhaltene Urkunde von 1555 über die Kirchenordnung von St. Peter ein. Sie ist verfasst von Behrend von Horsten, dem ersten protestantischen Pastor. Seinen Namen weist eines der Kanzelfelder (1571) in der St. Peter-Kirche aus. Er berichtete weiter über die vielfältige Arbeit von Ingrid Bialek, Johanna Gerhorst und Marianne Hinze im Archiv, die Backtage des Backhaus-Teams, die Vorträge von Olaf Jensen und die Fertigstellung des Schipperhus mit Deichpforte, Stockenstieg und Fahrradständer. Sogar für die Seelen der Toten sei gesorgt durch den von Karl-Heinz Peters gefertigten „Seelenengel“. Und das alles in ehrenamtlicher Arbeit für den Ort!
Die folgenden Vereinsregularien waren nur Formsache, machten aber deutlich, wie effektiv in der AG Orts-Chronik gearbeitet wird. Für den nicht anwesend sein könnenden Pfennigmeister Ove Ohls verlas Peter Brancke den Kassenbericht. Norbert Bury gab stellvertretend für die Kassenprüfer den Prüfungsbericht und stellte den Antrag auf Entlastung, die einstimmig erfolgte.- Die Backtage erwirtschafteten fast 6.000 Euro. Der Verkauf von 850 Exemplaren der „Chronik in Bildern“ erbrachte fast 17.000 Euro. Allein mit diesen beiden Erträgen waren die Druckkosten gedeckt. Derzeit erfolgt ein Nachdruck von 450 Exemplaren. Die Vermögenslage des Vereins ist mit etwas über 33.000 Euro gesund.
Für die nächsten drei eventuell letzten Jahre wurde der Vorstand mit Claus Heitmann (Vorsitz), Olaf Jensen (Stellv.), Ove Ohls (Pfennigmeister), Walter Petersen (Schriftführer), Ingrid Bialek und Karl-Heinz Peters en bloc wieder gewählt. Mit der Kassenprüfung wurden weiterhin beauftragt Heinz Carstens und Wolfgang Bury. Der Verein hat heute ca. 200 Mitglieder gegenüber 300 zu Beginn vor 27 Jahren.
Viel hat man sich wieder vorgenommen. Die Historische Insel soll durch einen Schüttkoben (früher für entlaufenes eingefangenes Vieh verwendet), ein Eiderstedter und ein Dithmarscher Heck sowie einen Duckdalben erweitert werden. Für den bisher ein wenig vernachlässigten Ortsteil „Böhl“ und restliche Reetdachhäuser ist ein „blaues Heft“ in Arbeit, auf Initiative der AG und der Kirche werden an der Friedhofsmauer drei neue Steine aufgestellt. Sie werden an den ersten Besitzer des Strandhotels Wüstenberg, das Arztehepaar Neefe und die letzte Leuchtturmwärterin Martha Peters in Böhl erinnern. Der Internetauftritt soll optimiert werden. Backtage sind selbstverständlich, und man wird gemeinsam mit dem Verein KulturTreff am 16. September erstmalig ein Stöpenfest durchführen. Dabei soll die kleine Stöpe bei „Jan un Gret“ zur Demonstration auch der Bedeutung des Stöpenhauses auf dem Deich geschlossen werden. Kultur und Historie werden im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen.
Ein Kurzvortrag von Olaf Jensen „Eiderstedt und Dithmarschen“ rundete die höchst informative Jahreshauptversammlung ab. Gegenseitige verlässliche Freundschaft existiert heute. Von den von 1226 bis 1559 fortlaufenden Fehden und Kriegen mit Brandschatzungen sei eine Frozzelei geblieben. Eigenart schaffe eben Identität. Der „groben Kraft“ der Dithmarscher stehe so die „assimilierende Art der Eiderstedter“ gegenüber.