Biikebrennen und mehr – zum 25. Mal in St. Peter-Ording

22. Februar 2013, Hans Jörg Rickert (hjr)

„Im Jahre 1989 wurde in St. Peter-Ording zum ersten Mal das Biikebrennen durch die AG Orts-Chronik am Südstrand durchgeführt und sofort akzeptiert. Es gibt keine urkundlichen Beweise, dass es in der Geschichte des Ortes schon vorher ein Biikebrennen gegeben hat. Es beschränkte sich auf die Inseln. Dennoch hat dieses Feuer mit unserer Kirche „St. Peter“ = Petri-Kirche zu tun, denn die Biike (Bake = Zeichen) erklärt sich aus dem folgenden Petri-Tag. Vor der Reformation war der 22. Februar der Tag des Patrons Petrus.“ (Der auch Namensgeber der Kirche im Dorf ist und dessen Schlüssel sich im Wappen der Gemeinde wieder finden.)
Bis zur Reformation im Jahre 1523 war in Nordfriesland der Petri-Tag ein wichtiger Tag. Die Angelegenheiten der Kirche waren bis zu diesem Tag zu regeln. So können für St. Peter urkundlich Petri-Rechnungen (Kirchenrechnungen) nachgewiesen werden. Der Priester, der Kirchenbaumeister und der Armenvorsteher hatten bis zum 22. Februar die Rechnungen über ihr Amtsjahr vorzulegen. Ämter wurden zu diesem Tag vergeben und neu begonnen.
Aber auch nach der Reformation hatte der Petri-Tag eine besondere Bedeutung. So wurden zu diesem Stichtag Knechte und Mägde neu eingestellt oder blieben ein weiteres Jahr, wenn sie nicht auf eine andere Stelle wechselten oder ausschieden. Pachtverträge etc. wurden abgeschlossen, verlängert oder neu geregelt u.a.m.
Das vermeldet Claus Heitmann, Vorsitzender der AG Orts-Chronik auf der Internetseite www.ag-ortschronik.de unter „Aktuelles“.
Somit hat in diesem Jahr zum 25. Mal das Biikebrennen in St. Peter-Ording stattgefunden. Inzwischen ist es ein traditionelles Biikefest geworden. Für viele Gäste des Ortes – und es sind mehrere tausend – ist dieser Tag im Februar im Kalender vorgemerkt. Abwechslung und Unterhaltung ist zudem garantiert. Die Tourismus-Zentrale gibt einen Extra-Flyer heraus. Es gibt Pauschalangebote für mehrere Tage mit Grünkohlessen in einem Restaurant nach eigener Wahl und Angeboten in der Dünen-Therme und im Wellness-Bereich.

Die Backhaus-Crew – alle ehrenamtlich tätig – der AG Orts-Chronik hatte es sich an diesem Biike-Festtag nicht nehmen lassen, den Backofen im Backhaus auf der historischen Insel am Deich im Dorf bei der Tourismus-Zentrale anzuheizen und neben Brot auch „Heedewecken“ zu backen und zum Verkauf anzubieten. Die Teiglinge werden in Kooperation mit der Dorfbäckerei Siercks in deren Backstube geformt und auch zum Backhaus transportiert. Dieses Jahr waren es insgesamt ca. 200 Teiglinge für Roggenmischbrot, auch mit Kümmel und mit Zwiebeln, und „Bunte Stuten“ sowie für 270 Heißewecken. Schon lange vor dem Termin um 14:00 Uhr stand man Schlange und freute sich über die frischen und schmackhaften Backwaren. Und die gingen alle über den Backhaustresen!

Die Kinder konnten sich nachmittags im Nestle-Schöller-Kinderspielhaus mit einer „feurigen Bastelaktion“ bei Kinderpunsch und süßem Gebäck auf das große Biikefeuer einstimmen.
Sie bastelten in diesem Jahr unter Anleitung von Nicole Henfling ein buntes Biikefeuerbild und Wintergeister.

Jugendfeuerwehr beim Biikebrennen 2013

Im Vorland am Fuße des Seedeiches vor der Buhne mit Seebrücke und der Dünentherme wurde am Abend nach Einbruch der Dunkelheit der riesige vom Bauhof der Gemeinde aufgeschichtete riesige Holzstoß aus Hölzern, Stroh und auch noch nicht entsorgten Weihnachtsbäumen entzündet. Die Freiwillige Feuerwehr sorgte mit Unterstützung durch die Jugendwehr für die Sicherheit und hielt die Brandwache.

Biikebrennen - Bürgervorsteher Boy Jöns

Vorher hatte Bürgervorsteher Boy Jöns auch in diesem Jahr die Feuerrede gehalten und über die Bedeutung des Biikefeuers zum Petri-Tag informiert. Der Musikzug Wesselburen sorgte für die musikalische Unterhaltung. Wer nach dem Feuer nicht in einem der vielen Restaurants Grünkohl mit Kohlwurst, Schweinebacke und Kassler genießen wollte, der konnte die Angebote auf der Buhne an den verschiedenen Ständen nutzen.

Der Shantychor „Die Strandräuber“ ließ es sich dann am späten Abend nicht nehmen, insbesondere alle Grünkohl-Gäste im Saal des Olsdorfer Kruges im Dorf bei der St. Peter-Kirche nach ihrem Auftritt im Strandhotel im Bad zu erfreuen. So um die 250 Portionen Grünkohl waren allein hier vorher schon genussvoll verspeist worden. Wer weiß, wie viele es insgesamt in St. Peter-Ording waren. Insgesamt 10 Restaurants jedenfalls hatten sich im Flyer auflisten lassen.

Shantychor: "Die Strandräuber"

Als wenn Petrus es gewusst hätte, dass in St. Peter-Ording „Biike-Jubiläum“ gefeiert werden konnte (- was eigentlich vorher keiner so richtig gemerkt hatte -), sorgte er an diesem Tag für schönstes, passgenaues Winterwetter. Tagsüber war es erst sonnig, dann gab es vereinzelt Schneeflocken. Der Himmel klarte wieder auf und war strahlend blau. Der Horizont rötete sich mit dem Sonnenuntergang. Ein ganz leichter ablandiger Wind war zu spüren. Das Himmelszelt mit seinen Sternen und dem etwas mehr als halbvollen Mond spannte sich über den Tausenden auf der Buhne und dem Seedeich. Und dann loderten die Flammen des Biikefeuers zum Winterabschied in den Himmel.

Hoffentlich haben sich die Wintergeister auch reisebereit gemacht. Der Frühlingsanfang lässt aber wohl erst einmal noch ein wenig auf sich warten! Aber solche Wintertage haben eben ihren besonderen Reiz für alle, für Einheimische, Nordsee-Winter-Urlaubsgäste und Biikefeuer-Liebhaber.

Danke Petrus!