Das Projekt "Uni kommt zur Schule" soll Brücken zwischen Schule und Hochschule schlagen. Anschauliche Vorlesungen sollen Schülerinnen und Schülern Anreiz und Entscheidungshilfe für ein Studium im mathematisch-naturwissenschaftlichen, agrar- und ernährungswissenschaftlichen oder technischen Bereich bieten. Dr. Jürgen Neumann von der Nordseeschule verbindet damit auch die Erwartung, dass der Vortrag einer Fachautorität aus der Forschung, auf die Schülerinnen und Schüler motivierend wirken werde. So war denn die ganze Oberstufe der Nordseeschule in der Aula versammelt und wartete gespannt auf Professor Dr. Jürgen Grotemeyer von der Uni Kiel, Leiter des Instituts für Physikalische Chemie und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Massenspektrometrie. Dr. Jürgen Neumann begrüßte den Gast und stellte ihn als den Leiter des Institutes vor, das jährlich den an der Schule hergestellten “St. Peteraner Obstwein”, von Schülerinnen und Schüler der Oberstufe im Rahmen eines fachübergreifenden Projektes (Chemie/Biologie) hergestellt, prüfe. Ein anerkennendes Raunen ging daraufhin durch die Aula.
Nicht um Wein, aber allgemein um den Nachweis von Substanzen gehe seine Forschung, sagte Prof. Dr. Grotemeyer. „Wir können Einzelmoleküle nachweisen!“ Allerdings sei das eine langwierige, detektivische Arbeit mit neuester Technik. So könnte man heute Sportlern nachweisen, dass sie vor 15 Jahren gedopt hätten. Immer mehr Stoffe kenne man inzwischen und könne sie nachweisen, aber man werde auch in naher Zukunft nicht gleich nach der Urin- oder Blutprobe alle Dopingfälle erkennen können, aber: „Wir kriegen es immer raus!“
Wie das geht, versuchte er in seinem Vortrag „Von zitternden Molekülen und aufgeschreckten Atomen – oder wie identifiziert man Moleküle?“ den Schülern an einem Beispiel zu verdeutlichen. Von einem weißen Pulver wolle die Polizei, der Zoll oder später der Richter wissen, woraus es besteht.
Von etwa 150 Verfahren beschrieb er die UV/VIS-Spektroskopie, in der Moleküle mit elektromagnetischen Wellen im Bereich des sichtbaren und ultravioletten Lichts bestrahlt und zum „Zittern“ gebracht werden. Die Art des „Zitterns“ verrät dann die Identität des Moleküls. Das weiße Pulver ist mit ca. 80 prozentiger Sicherheit als Kokain erkennbar. Damit dieser Befund aber vor Gericht standhalten kann, muss er noch genauer sein. Mit Hilfe der Massenspektrometrie erhält man Signale zur Masse der einzelnen Atome, aus denen das Molekül besteht. Damit kann man auch noch geringste Spuren einer Verbindung, hier des Kokains, nachweisen. Nun kann man mit 99prozentiger Sicherheit sagen, dass es sich wirklich um Kokain handelte. Eine hundertprozentige Sicherheit gebe es allerdings nicht.
Ob der in einer Stunde spannend dargestellte Bezug dieser Fachrichtung zum Alltag auf nachhaltiges Interesse stoßen wird, ist nicht gewiss, aber den Schülern hatte dieser Vortrag gefallen, wie man aus dem anschließenden Beifall erkennen konnte.