Im Blickpunkt: CCS und Fracking
08. April 2014, hjr

Diplom-Biologe Dr. Walther Petersen-Andresen, Mitglied der Bürgerinitiative gegen CO2-Endlager und hauptberuflich Leiter der Integrierten Station Eider-Treene-Sorge und Westküste (ETSW) in Schlüttsiel (Außenstelle des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume), war in der Nordseeschule St. Peter-Ording zu Gast. Er war gebeten worden, über CCS und Fracking zu informieren. Für diese erstmalig durchgeführte Vortragsveranstaltung im Rahmen des Chemieunterrichtes waren die 9. Klassen des Gymnasialteils und die 10. Klassen des Regionalschulteils mit ihren Fachlehrkräften Dr. Jürgen Neumann, Stephan Lukau und Robert Sonntag gemeinsam in der Aula versammelt. Kohlenstoffdioxid und Energiefragen sind Themen des Unterrichts in diesen Jahrgangsstufen.

Eingangs hatte Dr. Walther Petersen-Andresen darauf hingewiesen, dass es ihm bei dieser Thematik darauf ankomme, deutlich zu machen, welche Auswirkung diese Techniken auf die Natur und den Menschen haben. Trotzdem war es viel und auch sehr komplex, was da auf die etwa 85 Schülerinnen und Schüler der Nordseeschule an Begrifflichkeiten zukam und an Wissen gefordert wurde. Begriffe und Sachverhalte wie fossile und regenerative Energien, Klimawandel, Treibhauseffekt, CO2-Emission, Abschmelzen des Grönlandeises und damit verbundener Anstieg des Meeresspiegels, Photosynthese, Kohlenstoffkreislauf waren den meisten durchaus bekannt, aber nicht in diesen großen Zusammenhängen. Da war es schon wieder leichter zu verstehen, dass sich hinter CCS die Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoffdioxid verbirgt und Fracking ein Verfahren zur Förderung von Erdgas und Erdöl aus Gesteinsformationen ist. Dass aber auch hier der Teufel im Detail steckt und bei den technischen Anforderungen schädigende Auswirkungen auf unsere Umwelt auftreten, wie bereits in Amerika festgestellt, machte wieder die Komplexität bewusst. Dazu gelten rechtliche Vorgaben, z.B. Vorschriften aus dem Berggesetz von 1865.

Im Mai 2013 haben Bürgerinitiativen gegen Fracking die Korbacher Resolution beschlossen, mit der sie die EU, den Bund und die Länder auffordern, Fracking zu verbieten und das Bergrecht zu novellieren. Bisher gibt es hier aufgrund bergrechtlicher Gegebenheiten für den Bürger keine Einwendungsmöglichkeiten. Bei CCS ist es ganz wesentlich der Bürgerinitiative gegen CO2-Endlager gelungen, Überzeugungsarbeit bei der Politik geleistet zu haben. Über alle Fraktionen hinweg hat Schleswig-Holstein seine gesamte Fläche als nicht geeignet für CCS ausgewiesen. In Brandenburg gibt es aber seit 2012, wie im CCS-Gesetz vorgesehen, Probelager für Kohlenstoffdioxid. Ab 2017 ist die Verpressung des Gases in der Nordsee auch nicht ausgeschlossen. Für Fracking gibt es in Schleswig-Holstein keine Regelung. Es ist zu befürchten, dass diese Technologie in dem genehmigten Erlaubnisfeld „Rosenkranz Nord“ in den Kreisen Nordfriesland und Schleswig-Flensburg zum Einsatz kommen könnte.

Dabei gibt es Alternativen für die fossilen Energien. Das sind die erneuerbaren Energien mit Wasser- und Windkraft, Photovoltaik und Erdwärme. Für die plädierte Dr. Walther Petersen-Andresen: „Auch ein CCS-Kraftwerk ist kein sauberes Kraftwerk. Es ist viel wichtiger, unsere Energieversorgung auf regenerative Energien auszurichten.“ Drei Prozent der Fläche Deutschlands reichten, um allein durch Nutzung der Sonnenenergie den Jahresstrombedarf zu decken. Der Anteil der regenerativen Energien beträgt in Deutschland heute 25 Prozent. In Schleswig-Holstein sind es 60 und in Nordfriesland 300 Prozent. In Deutschland gab es 2013 eine Überproduktion von Strom in Höhe von 31 Milliarden kWh. Diese habe zu einer Abschaltung von Windkraftanlagen geführt, weil z.B. Kohle- und Kernkraftwerke nicht einfach abgeschaltet werden können. Zu Gunsten einer dezentralen Energieversorgung über regenerative Energien sei deswegen ein Um- und Ausbau der Stromnetze unbedingt erforderlich.