Chance für nachhaltige Regionalentwicklung
HJR, 05. Febr. 2012
„Nationalpark und Weltnaturerbe – Chancen für die Region!“ So hatte Dr. Detlef Hansen, Leiter des Nationalparkamtes Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer in Tönning, seinen Vortrag betitelt. Der CDU-Ortsverband St. Peter-Ording hatte ihn als Referenten für seinen Neujahrsempfang im Hotel Strandgut gewinnen können. Richard-Flohrs Richardsen begrüßte ihn sowie Bürgermeister und Tourismus-Direktor Rainer Balsmeier, Ursula Sassen (MdL), den Wahlkreiskandidaten der CDU Klaus Jensen von Pellworm, den Tatinger Bürgermeister Hans Jacob Peters, Vertreter der anderen Parteien und die eigenen Mitglieder und lud zu einem zwanglosen Beisammensein und regem Gedankenaustausch ein.
Die Anerkennung des Nationalparkes Wattenmeer ist „das Beste, was dem Wattenmeer und seinen Menschen passieren konnte“ betonte Detlef Hansen zu Beginn seines mit Bildern und informativen Grafiken versehenen Vortrages. Dieser vielfältige amphibische Lebensraum ist einzigartig auf der Welt und „Deutschlands nördlichster und schönster Nationalpark.“ Zweimal am Tage lade er zu einem Spaziergang auf dem Meeresboden ein und liefere Überraschungen auf den zweiten Blick.
Mit einer Million Hektar Fläche von den Niederlanden bis zur dänischen Grenze wurde das Wattenmeer im Jahre 2009 als Weltnaturerbe durch die UNESCO bestätigt. Die dänischen Gebiete befinden sich noch in einer Aufbauphase zwecks Anerkennung und sollen dann nachnominiert werden. Mit Stolz und Begeisterung könne man seitens des Nationalparkamtes auf dreißig Jahre anerkannte konsequent geleistete Arbeit zurückblicken. Hansen betonte die gute Zusammenarbeit mit St. Peter-Ording, die mit der Tourismus-Zentrale bei der Realisierung eines Nationalpark Hauses in der Dünen-Therme im Zuge der Baumaßnahmen 2013 weiter gehe.
Beim Zurückblicken auf die Vergangenheit mit dem 1985 durch den Schleswig-Holsteinischen Landtag einstimmig beschlossenem Nationalpark-Gesetz befindet man sich „heute in bedeutend ruhigem Fahrwasser“. Man habe es gut hingekriegt, den Menschen nicht auszugrenzen, sei glaubwürdig und kalkulierbar. Unter dem Label „The Watten Sea“ ist man von den Niederlanden über Deutschland nach Dänemark mit „Waddenzee – Wattenmeer – Vadehavet“ trilateral aufgestellt und sich seiner gemeinsamen Verantwortung deutlich bewusst.
Der Anmeldung zum Weltnaturerbe 2008 ging zwar in Nordfriesland als stark touristisch geprägter Region eine längere Diskussionsphase voraus. Die Zusammenarbeit mit dem Tourismus aber war in den letzten zehn Jahren modellhaft und ist heute sehr gut.
Das Weltnaturerbe ist ein Erlebnisraum der Extraklasse. Naturschutz und Tourismus haben große Schnittmengen. 2010 hat sich die Hälfte der mehr als zwei Millionen Urlaubsgäste über den Nationalpark und das Wattenmeer informiert. Die fünfzehn Botschafter des Weltnaturerbes – „Small-Five“, „Flying-Five“ und „Big-Five“ – sind sehr gut angekommen. Von Dänemark bis zu den Niederlanden gibt es 50 Infozentren; das in der Dünen-Therme kommt 2013 dazu. Über 120 Partner sind Botschafter der Nationalparkidee, darunter das Hotel Miramar Tönning und der Rote Haubarg. Das Nationalparkamt ist gut aufgestellt, und es gibt eine gut funktionierende regionale Kooperation. In der weiteren Arbeit geht es u.a. um eine Strategie für nachhaltigen Tourismus und den Ausbau der nationalen und internationalen Zusammenarbeit. Man wolle Identität stiften, Garant für eine intakte Natur sein und der Region ein Image geben.
In die nachfolgende Diskussion, geprägt von ergänzenden und kritisch fragenden Einlassungen und durchaus auch mit Bedenken bezüglich zukünftiger durch den Tourismus bedingten Entwicklungen versehen, brachten sich ein Jörg-Friedrich von Sobbe, Ursula Sassen, Boy Jöns, Rainer Balsmeier, Georg Werner Jensen, Willi Bahrenfuß, Klaus Jensen, und Peter Brancke. Deutlich wurde, dass es auf ein Miteinander aller Beteiligten ankomme, sei es bei dem scheinbar nur kleinen Problem der nicht angeleinten Hunde, den sicher steigenden Erwartungen der Gäste, den durch Wetter und Gezeiten laufend erfolgenden Naturraumänderungen, den Forderungen von Naturschutzorganisationen, bei Regierungswechseln oder auch bei der Tatsache, dass es sich auch um einen historisch geprägten Kulturraum handelt. Am Beispiel der Pfahlbauten konnte Detlef Hansen dann verdeutlichen, wie letztlich Sachentscheidungen zu treffen sind, wenn es um die Erweiterung und dabei nicht nur um „fünf Pfähle“, sondern um einen „Quantensprung“ ginge. Da gab es dann trotz großer Bedenken eben Gründe, denen man gefolgt ist.
Bestehende Einrichtungen haben Bestandsschutz. Aber wie wird es sein bei neuen gewünschten touristischen Angeboten oder bei durch Naturgewalten erforderlichen Standortwechseln und Verlagerung auf bisher nicht genutzte Flächen? Auf die dann sicher schwierigen Diskussionen sind bestimmt nicht nur Bürgermeister und Tourismusdirektor Rainer Balsmeier und Bürgervorsteher Boy Jöns gespannt.